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Großes Bürgerinteresse bei der Vorstellung des Konzepts

Der Ruf-Bus kommt. Mit vielen Fragezeichen



Foto: Erwin Linder
Die neuen Ruf-Busse, elektrisch, umweltfreundlich, kompakt.

Bad Waldsee – Der angekündigte Info-Abend zum neuen Rufbussystem in Bad Waldsee stieß auf großes Interesse – und ließ noch viele Fragen offen.

Gut 150 Bürgerinnen und Bürger der Großen Kreisstadt versammelten sich am Montagabend (30.9.) in der Stadthalle(Bild), um die Infos zum Bürgerbus aus erster Hand zu erfahren. Bürgermeisterin Monika Ludy erläuterte, weshalb der City-Bus abgeschafft und auf das Rufbus-System umgestellt werden sollte. Gewohnt souverän und rhetorisch sicher präsentierte Monika Ludy die Argumente gegen den bisherigen City-Bus und für den künftigen Ruf-Bus. Der City-Bus fährt meist leer durch die Stadt, der Abmangel beträgt pro Jahr mehrere Hunderttausend Euro, die Fahrt pro Fahrgast kostet die Stadt runde 20 Euro, da ist es auch egal, ob das Ticket 1,20 Euro oder 1,50 Euro kostet.

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Ab November

Mit dem Ruf-Bus soll alles besser werden. Alle Teilorte sollen erreicht, die Fahrten zeitlich flexibel und für die Fahrgäste kostenlos sein. Der Ruf-Bus soll im November an den Start gehen. Als Betriebszeiten für den Ruf-Bus sind im Moment geplant: Montag bis Freitag vormittags von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr und nachmittags von 14.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Samstags von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr. Sollte sich beim Betrieb herausstellen, dass andere Zeiten mehr frequentiert würden, so können die Betriebszeiten angepasst werden.

60 ehrenamtliche Fahrer

Das Ruf-Bussystem wird von einem privat organisierten Verein betrieben, die Fahrer arbeiten ehrenamtlich. Die Stadtverwaltung übernimmt letztlich die Organisation sowie die anfallenden Kosten. Wie Vereinsvorsitzender Christof Rauhut berichtete, haben sich schon ca. 60 Ehrenamtliche als Fahrer zur Verfügung gestellt. Die Konstruktion mit dem Verein hat den Vorteil, dass der Ruf-Bus nicht unter das Personentransportgesetz fällt wie der City-Bus. Hat aber den Nachteil, dass die ehrenamtlichen Fahrer, die nur einen normalen PKW-Führerschein besitzen, nicht mehr als sieben Fahrgäste befördern dürfen und somit die Größe der nutzbaren Fahrzeuge beschränkt ist. Deshalb können alle mitfahren, außer Personen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind.

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130 Haltestellen

Der Bus soll alle Orte innerhalb der Gemarkung Bad Waldsee erreichen. Eine Karte zeigt über 130 Haltestellen, keiner soll mehr als 200 Meter zum Bus laufen müssen.

Telefon: 94 45 55 (ab November)

Gerufen werden kann der Ruf-Bus per Telefon bei einer Nummer der Stadtverwaltung unter Tel (07524) 94 4555 oder per App.

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Das Rufen per App

Waldemar Romanow von der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH stellte die App „bwrider“ vor. Über diese App können die Fahrten gebucht werden. Man ist dann nicht mehr anonym unterwegs wie bei einem Bus-Ticket, sondern man muss zum Betrieb der App seine E-Mail-Adresse, seinen Namen und seine Handy-Nummer angeben. Aber das wollen alle anderen Apps, die sich auf unseren Smart-Phones tummeln, auch. Bequemlichkeit wird mit Daten erkauft. Für versierte Smart-Phone Nutzer kein Problem, den Bus zu bestellen.

Nachdem die „Offiziellen“ ihre Präsentationen abgespult und auch der ganze Vorstand des Bus-Vereins vorgestellt wurde, konnte das Publikum Fragen stellen. Das Konzept, das sich in der Theorie und bei den Präsentationen so klar und einfach darstellt, hat in den Augen der Bürger doch manche Tücken. Nicht jeder hat ein Smart-Phone, und gerade für ältere Bürger ist der Umgang mit einer App nicht immer einfach. Hier konnte die Stadtverwaltung Entwarnung geben: Mit einem Anruf unter Tel. (07524) 94 4555 erreicht man immer eine kundige Person, die die entsprechende Buchung vornimmt.

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No-Go für Rollis

Rollstuhlfahrer schauen in die Röhre. Konnten sie mit dem City-Bus noch mitfahren, haben sie keine Chance im Ruf-Bus. Eine adäquate Lösung konnte die Bürgermeisterin adhoc nicht anbieten. Hier sollte eine „Gesundheitsstadt“ wie Bad Waldsee schnellstens nachbessern, so die Forderung von Betroffenen.

Für Schüler aus Mittelurbach ein Problem

Die Schüler von Mittelurbach fühlen sich auch abgehängt. Omnibus-Müller betreibt im Moment noch City- und Schulbusse. Da konnten die Urbacher Schüler einfach in den Müller-Bus einsteigen und sich ans Schulzentrum auf dem Döchtbühl kutschieren lassen. Mit dem Ruf-Bus wird’s tricky. Die Schülerbeförderung ist Aufgabe des Landkreises, erfuhr man von Monika Ludy. Und hier gibt es eine klare Regel, ab wann Schüler per Bus befördert werden: Die Entfernung zur Schule muss mindesten 3 Kilometer betragen. Von Mittelurbach auf den Döchtbühl sind es aber nur 2,6 km. Pech gehabt? Ein Vater zweier Kinder, der das Thema auf’s Tapet brachte, bot sich als Fahrer an. Die Abstimmung mit dem Verein läuft.

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Christof Rauhut konnte auch Menschen, die auf Zug- und Busverbindungen angewiesen sind, Entwarnung geben. Sie können den Bus ja bis eine Woche vorher buchen und wenn man die Fahrzeiten nicht genau weiß, kann man ja zwei Fahrten hintereinander buchen.

Wenn man an der Haltestelle wartet, kann man dann ohne Vorbuchung in den Bus steigen? Das muss der Fahrer anhand seiner App entscheiden. Hat er auf der Route noch Platz, dann ja. Ist die Fahrt ausgebucht, dann nicht.

Christof Rauhut, Monika Ludy, Waldemar Romanow (Bild; von links) baten um Geduld. „Das funktioniert in anderen Gemeinden, die wir uns angeschaut haben, das klappt dann auch in Bad Waldsee. Und nichts ist in Stein gemeißelt, wir können überall nachjustieren“, so die offizielle Marschrichtung.
Text und Fotos: Erwin Linder




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