Bad Waldsees Fanfarenzug feierte 55. Geburtstag

Bad Waldsee – Am Sonntag, 22.6., feierte der Fanfarenzug seinen 55. Geburtstag. Warum nicht den runden Fünfziger? Ganz einfach, damals durften sie nicht wegen Corona. Und deshalb holte der Fanfarenzug am Sonntag alles nach und veranstaltete für sich und alle Waldseer, die mitmachen wollten, ein prächtiges Fest.

Fesch, die neu eingekleideten Mitglieder des Fanfarenzuges Bad Waldsee.
Für 16.00 Uhr war der Sternmarsch der sechs Fanfarenzüge angesagt. Bei richtig heißem Sommerwetter hatten viele Besucher an den Tischen von „Baum“ und Hamma, von „Fontana“, „Piazetta“ und „Hirsch“ Platz genommen. Und wer unter den Sonnenschirmen keinen Platz mehr fand, der suchte sich ein schattiges Plätzchen im Stehen.
Moderator Barny Bitterwolf war wie immer mit flinker Zunge und flotten Sprüchen zur Stelle und brachte die Zuschauer auf das richtige Stimmungshoch. Er war gut vorbereitet und so erfuhren die Zuschauer noch manch Wissenswertes aus der Zeit des Bürger- und Baumeisters Ulrich Kuderer. Zum Beispiel, dass das Kornhaus zum Rathaus nicht in einer Flucht steht, sondern ein bisschen versetzt ist. Das sorgt seit damals für ein frisches Lüftchen in der Stadt. Zu Kuderers Zeiten, damit die Exkremente von Hühnern, Schweinen, Rindern und Pferden, die in Scharen den Rathausplatz bevölkerten, nicht zu sehr zum Himmel stanken, und am Sonntag, dass im vielköpfigern Auditorium alle einen einigermaßen kühlen Kopf bewahren konnten.
Historischer Klang im mittelalterlichen Ambiente
Mit den Gratulanten-Fanfarenzügen aus Reute, Aulendorf, Enzkofen, Bad Wurzach und Ravensburg und dem Geburtstagskind versammelten sich sechs Musikantenzüge und marschierten in einem farbenprächtigen Sternmarsch auf den historischen Rathausplatz. Ob aus Richtung Ravensburger Straße, Hauptstraße oder von der Stiftskirche her, der Hintergrund hätte nicht passender sein können. Der schönste gotische Profanbau Oberschwabens, Bad Waldsees Rathaus, die Fachwerkhäuser in der Altstadt und der gotische Giebel des Spitals – all das bildete eine perfekte Kulisse für das eindrucksvolle Schauspiel. Die mittelalterlichen Gebäude, die die Stadt so sehr prägen, gaben dem Fest einen einzigartigen Charme, der sowohl Besucher als auch Einheimische in den Bann zog.

Bad Wurzachs Fanfarenzug feiert in den nächsten Tagen sogar 60-jähriges Bestehen.

Der Aulendorfer Fanfarenzug kam vom Spital her.

Natürlich war der Fanfarenzug aus Reute mit von der Partie.
Ein Fest der Tradition und des Zusammenhalts
Die Fanfarenzüge, in prächtige Landsknechtkleidung gehüllt, trugen das mittelalterliche Erbe der Stadt auf wunderbare Weise weiter. Die knalligen Farben und das kunstvolle Design ihrer Gewänder erinnerten an längst vergangene Zeiten, in denen das Fanfarenblasen einen festen Platz im Leben der Menschen hatte. Doch auch der Klang der Fanfaren – das markante, festliche „Tuten“ – erinnerte an die Bedeutung dieses Instruments in der Stadtgeschichte. Die Fanfarenklänge wehten durch die engen Gassen und ließen das Publikum in eine andere Epoche eintauchen.

Zwei Fanfaren-Oldies.
Neue Uniform und ein Scheck vom OB
Der Fanfarenzug hatte sich zum Geburtstag neu eingekleidet. Zurück zu den Anfängen lautete das Bekleidungsmotto. Und jetzt sind die Musiker wieder in schwarze Wämser und halblange Hosen gehüllt, an den Bein- und Ärmelabschlüssen blau-weiß gestreift, und mit schwarzem Barett und weißen Kniestrümpfen zu schwarzen Haferlschuhen bestens ausgestattet. Auf der Brust prangt das Waldseer Wappen mit seinem schwarz-weiß-schwarzen Schild, der Kornschaufel, dem Fisch und dem Marienstern.

OB Matthias Henne (Bild) hob in seiner Geburtstagsansprache die Leistung des Fanfarenzuges in allen seinen Auftritten das ganze Jahr über als Botschafter der Stadt hervor. Unter großem Beifall übergab er symbolisch einen Scheck als Unterstützung der Stadt für die neuen Uniformen.
Ein Höhepunkt für die ganze Stadt

Die prächtige Eröffnung des Jubiläums mit den verschiedensten Darbietungen der Fanfarenzüge, verbunden mit dem mittelalterlichen Flair, war der perfekte Höhepunkt des Geburtstages. Für die Teilnehmer und Besucher war dieser Tag ein unvergessliches Erlebnis – und ein wunderbarer Anlass, um die Tradition des Fanfarenzugs in Bad Waldsee weiterhin hochzuhalten und zu feiern.

Tradition, die lebendig bleibt
Der 55. Geburtstag des Fanfarenzugs Bad Waldsee war nicht nur ein Fest für die Stadt, sondern auch ein Symbol für den Erhalt und die Pflege von Traditionen, die tief in der Geschichte verwurzelt sind. Der Fanfarenzug hat sich über die Jahre hinweg nicht nur musikalisch weiterentwickelt, sondern auch als kulturelle Institution etabliert. Dass sich auch in der modernen Zeit noch so viele Menschen für diese alte Kunst begeistern, ist ein Beweis für die lebendige Tradition, die der Fanfarenzug Bad Waldsee verkörpert.
Nach den musikalischen Darbietungen der sechs Züge und einem Erinnerungsfoto vor der Rathaus-Kulisse marschierten die Musiker vom Rathausplatz in die Stadthalle. Dort fanden weitere Auftritte der Züge statt, bis die „Crossbeats“ um 20.00 Uhr mit modernen Rhythmen zur Geburtstagsparty aufspielten.
Text und Fotos: Erwin Linder
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