
Wigald Boning und Bernhard Hoëcker waren im Hoftheater Baienfurt

Baienfurt – Der Parkplatz ist voll, und nicht nur der. Autos säumen den Schotterpistenweg, der zum Hoftheater führt. Ein Anblick, der darauf schließen lässt, dass heute hochkarätige Künstler auf der Bühne stehen werden. Und dem ist auch so: Wigald Boning und Bernhard Hoëcker, beide bekannt aus Funk und Fernsehen, geben sich mit dem Programm „Gute Frage!“ die Ehre. Und das nicht zum ersten Mal. Sogar gezeltet haben sie hier schon mal. Das kann ja heiter werden.
„Das ist das Theater, in dem ich am häufigsten aufgetreten bin“, attestiert Boning gleich zu Beginn. Ganze 30 Jahre ist es her, als er gemeinsam mit Olli Dietrich den renommierten Adolf-Grimme-Preis für „Zwei Stühle – eine Meinung“ einheimste. Damals – so erinnert sich Boning – stand er mit „Die Doofen“ auf den großen Bühnen der Republik, war sogar mal Vorgruppe von Bon Jovi. Dort lieferte die bunte Ulknudel-Kombo musikalische Parodien und wurde vom deutschen Publikum gefeiert. Nur John Bon Jovi wunderte sich damals und fragte den Gitarristen von Guns N’ Roses: „What the hell is this?“ Daraufhin Slash: „It‘s number one in Germany.“
Auch wenn der gebürtige Niedersachse seitdem keinen weiteren Nummer-Eins-Hit produziert hat, wirkt er zufrieden und gelassen – und ist vor allem eins: Erfolgreich. Mit Büchern wie „Lauf, Wigald, lauf: 52 mal 42 km“ und „Herr Boning geht baden“. Sportlich aktiv, wenn nicht sogar exzessiv. Da passt bestens eine der ersten Fragen, die aus dem Publikum kommt: „Warst Du heute baden?“ Die Antwort: „Ja, heute war mein 1.048 Badetag in Folge. Wir waren beim Rheinfall von Neuhausen“. Mittlerweile plant Tour-Managerin Renate die gemeinsamen Auftritte entlang der Reise-Bedürfnisse ihrer beiden Künstler. Da steht dann schon mal Wernigerode auf dem Tourplan und das dortige Tourismusamt fragt verblüfft am Telefon: „Warum wollt ihr ausgerechnet zu uns kommen?“ Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein vielerorts könnte nicht schaden.
Improvisationstheater tritt auf Autobiografie
Dass das nicht ernst gemeint ist, sondern eher Selbstironie ist Teil des Programms, das durchaus gehaltvoll an Wissen ist, schließlich ist Bonings Sidekick kein geringer als Bernhard Hoëcker – bekannt aus der Parodiesendung „Switch“ und den Rateshows „Genial daneben“ und „Kaum zu glauben!“. Die Fragen aus dem Publikum nehmen daher immer wieder Bezug zu dem, was beide Künstler in ihrer Karriere erlebt und gemacht haben.
„Wie erträgst Du die schlechten Witze von Kai Pflaume?“ Hoëcker: „Gar nicht. Beispiel gefällig? Natron statt Nashorn ist Kais Lieblingstier.“ Boning: „Hat Elton deswegen aufgehört?“ Und wieder eine Frage aus dem Publikum: „Wann sprengt ihr mal wieder ein Haus in die Luft?“ Boning: „Erst mal gar nicht, denn wir sind gar nicht mehr bei der Sendung dabei. Für die 3. Staffel nehmen sie Leute, die jünger sind als wir – also 50.“ Das Publikum lacht. Die Gags sind schnell, Boning und Hoëcker dynamisch, wortgewandt und vielseitig. Improvisationstheater tritt auf Autobiografie. Und da können sie wahrhaftig aus dem Vollen schöpfen.
Zeppelin fliegen und ins Schlumpfkostüm schlüpfen
Sie gestikulieren und fuchteln mit den Händen, tanzen, singen und lachen, finden Gemeinsamkeiten und inszenieren bewusst Gegensätzlichkeiten. Und müssen sich teilweise auch mit Fragen herumschlagen, die auf den ersten Blick keinen Sinn ergeben: „Wenn ein Schokohase rückwärts hoppelt, wird dann aus Ostern Weihnachten?“ Hoëcker überlegt und kontert sachlich nüchtern: „Ganz ehrlich: Ich habe Schokohasen auch noch nie vorwärts hoppeln sehen.“ Boning greift das Thema pragmatisch fundiert auf und spricht von der „Schokohasen-Theorie“, bei der ein echter Hase mit Schoko-Lasur übergossen wird.
Autobiografisch anekdotisch geht es weiter: „Was war das Verrückteste, was ihr in eurer TV-Karriere gemacht habt?“ Boning: „1998 habe ich mal die ProSieben MorningShow moderiert. Das war der Tiefpunkt meiner Karriere. Die Sendung hatte die größte Quote bei einem Sendeausfall und bei einer Reportage im Zeppelin über Nürnberg, als der Pilot zu mir sagte: Wigald, ich muss mal auf Toilette, übernimm Du das Steuer. Da war mir ganz anders zu Mute.“ Hoëcker: „Gemeinsam mit Dieter Thomas Heck und Sonya Kraus für eine Werbeaktion in ein Schlumpfkostüm schlüpfen.“ Das ist Fernsehen, eben nur auf der Bühne.
„Was bedeutet das schwäbische Wort „Gugg“?“
Was an einem Abend wie diesem natürlich nicht fehlen darf, ist die Frage nach traditionellem Lokalkolorit: „Was bedeutet das schwäbische Wort „Gugg“?“ Beide überlegen und liefern plausible Vorschläge: Parkuhr, Brombeere, Zweitaktmotor. Oder was noch naheliegenderes: Gockel, also Hahn. Genial daneben ist auch vorbei. Die richtige Antwort wäre „Einkaufstüte“ gewesen.
Die Veranstaltung neigt sich dem Ende zu. Zum Schluss singen Wigald Boning und Bernhard Hoëcker ein Lied, das sie seit vielen Jahren im Repertoire haben: die Nationalhymne von Liechtenstein. Das sitzt. Witzigkeit kennt nun mal keine Grenzen. Für Dieter und Danika aus Baindt und die vielen anderen Besucher geht’s nach der Bühnenshow direkt zum Buchverkaufsstand der Künstler und zum Glühweinstand der Gastgeber Uli Boettcher und Salka Böttcher. Ihr Fazit: „Das Hoftheater ist sehr schön. Wir waren bereits Anfang des Jahres hier, haben das Programm gesehen und direkt Schönwetterkarten für den heutigen Open-Air-Abend gekauft.“ Na wenn das nicht Lust auf Sommer und weitere Veranstaltungshighlights macht.
Sommerprogramm im Hoftheater Baienfurt
Nicht nur der Frühling bringt bekannte Gesichter wie Rolf Miller und Patrick Bopp nach Oberschwaben. Auch in den Sommermonaten wartet ein vielfältiges Programm auf zahlreiche Besucher. Mit von der Partie sind unter anderem Simon Pearce und Django Asül. Spannend könnte auch die Open-Air-Eigenproduktion „Helden in Stützstrümpfen“ mit Dagmar Schönleber, Sascha Bendiks, Frank Smilgies, Uli Boettcher, Lotta und Emil Seitzinger sein, die im Juli und August aufgeführt wird.
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