Wie kann mein Stall von morgen aussehen?
Kreis Ravensburg – Die Bezirkslehrfahrt des Landwirtschaftsamtes Ravensburg lockte am 17. Juli ca. 300 Besucher und Besucherinnen auf drei landwirtschaftliche Betriebe im Kreis, um sich dort über innovative und zukunftsfähige Stallbaukonzepte zu informieren.
Der Auftakt der diesjährigen Bezirkslehrfahrt fand auf dem Naturlandbetrieb der Vollmer GbR in Aichstetten statt. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den Landwirtschaftsdezernenten Thomas Lötsch, der die Leistung der Landwirtschaft für die Gesellschaft hervorhob. Der stellvertretende Landwirtschaftsamtsleiter Norbert Böhringer informierte anschließend über aktuelle Themen und bedankte sich bei allen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben. Klaus Vollmer (Teil der Vater-Sohn-GbR) begrüßte alle Gäste auf dem neuen Betriebsgelände und stellte das 2018 begonnene Bauprojekt von der Planungsphase bis zur Fertigstellung vor.
Ein Jahr nach Baubeginn konnte der neue Milchviehstall mit Platz für 150 Kühe inkl. Abkalbebox und Selektionsbereich bezogen werden. Der Milchviehstall wurde mit Laufhof, zwei Melkrobotern, Futteranschieber und emissionssparenden Spaltenbodenauflagen realisiert. Zum Bauvorhaben gehörte außerdem der Neubau eines Güllelagers und eines Fahrsilos. Auf dem Dach des neuen Milchviehstalls wurde eine 450 kWp Photovoltaikanlage installiert sowie eine 135 kW Biogasanlage.
Die Familie Vollmer ist sehr zufrieden mit dem neuen Stall, was nicht zuletzt auch auf eine gesteigerte Milchleistung zurückzuführen ist. Die Vater-Sohn-GbR würde sich immer wieder für eine durchgängige Stallhülle entscheiden, allerdings auf eine noch stärkere Vermeidung der Sonneneinstrahlung von Westen her achten und den rutschigen Laufgang mit Rillenboden austauschen. Als nächstes Vorhaben steht die Planung eines neuen Kälberstalls an.
Nächster Programmpunkt war die Vorstellung und Besichtigung des neuen Kälberaufzucht- und Rindermaststalls des Biolandbetriebes Maier in Leutkirch-Allmishofen. Familie Maier wollte eine Lösung für das Problem des Verbringens von Milchviehkälbern im Biobereich finden. Im Rahmen des EIP-Projekts „Länd:Rind – Wertschätzung durch Wertschöpfung“ konnte 2023 der Stallbau für 124 Mastrinder realisiert werden. Ziel des Projektes ist die Förderung des Tierwohls, die Einsparung von Emissionen, der Aufbau von Vermarktungswegen und eine einfachere Kommunikation entlang der Wertschöpfungskette. Länd:Rind steht für die Aufzucht und Mast von Milchviehkälbern in Baden-Württemberg, kurze Transportwege, höhere Tierwohlstandards und schreibt maximal einen Betriebswechsel der Tiere vor.
Für eine effektive Aufzucht mit anschließender Mast kreuzt Familie Maier ihre Milchkühe der Rasse Braunvieh mit Mastrassen wie Blauweiße Belgier, Limousin oder Fleckvieh. Zur Auslastung des Stalls werden 30 % der Plätze mit Fleckviehkälbern von zwei benachbarten Betrieben belegt. In dem neugebauten Stall finden auch die Ammenkühe mit ihren Kälbern Platz. Bei dem Neubau handelt es sich um einen mehrhäusigen Stall mit überdachtem Futtertisch im mittigen Gebäude. Zu beiden Seiten folgt ein Fressgang mit offenem Dach, welcher zugleich als Laufhof dient. Angrenzend befinden sich die überdachten Tiefstreuboxen mit Platz für eine Gruppenhaltung von 8-10 Rindern. Den Tieren wird saisonaler Weidezugang direkt vom Stall aus ermöglicht. Vermarktet wird das Fleisch an die Metzgerei Buchmann aus Ravensburg.
Zum Abschluss ging es auf den konventionellen Milchviehbetrieb der Familie Kresser in Argenbühl-Enkenhofen. Vor einigen Jahren stand der Betriebsleiter vor der Entscheidung, wie das bereits vorhandene und relativ große Altgebäude arbeitswirtschaftlich, innovativ und tiergerecht umgebaut werden kann. Die Familie entschied sich gegen einen vollständigen Neubau und für eine An- und Umbaulösung mit gleichzeitiger Dachhochsetzung und abgewinkeltem Futtertisch.
So wurde Platz für 120 Milchkühe inkl. Abkalbe- und Krankenbox geschaffen. Auf dem Dach des Milchviehstalls wurde eine Photovoltaikanlage installiert. Das Jungvieh wird zum Großteil in einem Pachtstall gehalten. Im umgebauten Milchviehstall werden die Kühe mit zwei Melkrobotern gemolken. Außerdem werden im Stall ein Entmistungsroboter und ein Futteranschieber genutzt. Bei einer erneuten Planung des Umbaus würde der Betreiber sich für verschiedene Strohboxen zum besseren Separieren der Kühe entscheiden.
Im Rahmen der Bezirkslehrfahrt stellte sich das neue Beratungsteam Tierwohl des Regierungsbezirks Tübingen vor. Landwirtinnen und Landwirte können sich bei Fragen zu den Themen Tierwohl und Tiergesundheit gerne an die Berater wenden. Gemeinsam werden Lösungen zur Optimierung der Tierhaltung unter Berücksichtigung ökonomischer und arbeitswirtschaftlicher Aspekte erarbeitet.