Westallgäuer Heimatpreis für Georg Zimmer

Eglofs / Leutkirch – Georg Zimmer, ehemaliger Baubürgermeister in Leutkirch und Regionalverbandsdirektor für den Raum Bodensee-Oberschwaben, ein Heimatliebhaber durch und durch, ist am 7. März mit dem Westallgäuer Heimatpreis ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung wurde im Rahmen des Eglofser Gerichtstages, einem regionalkulturellen Glanzlicht im Westallgäuer Jahreskreis, verliehen. Die Reihe der Preisträger ist illuster: Auch Manfred Thierer, der im Vorjahr verstorbene große Heimatpfleger, und Alt-Oberbürgermeister Dr. Jörg Leist, „Lordsiegelbewahrer“ der einst Freien Reichsstadt Wangen, zählen dazu. Wie auch Dr. Guntram Blaser, der unvergessene Landrat des Kreises Ravensburg, der ein Konservativer im besten Sinne war, traditionsbewusst und heimatverbunden. Die Laudatio auf Georg Zimmer hielt Dr. Kurt Lillich, ein enger Weggefährte der herausragenden Leutkircher Heimatpfleger Georg Zimmer und Manfred Thierer. Lillich sprach vor vollem Dorfstadel in schönstem Schwäbisch. Auf unsere Bitte hin überließ er der Bildschirmzeitung „Der Leutkircher“ die Stichworte für seine in freier Rede gehaltene Laudatio.
Vor mehr als 40 Jahren, 1982, erarbeitete der junge Stadtbaumeister Georg Zimmer für Leutkirch eine Altstadtfibel, die all die Jahrzehnte über prägend für die Stadtentwicklung war und ist. Dass Leutkirch, das bis 1803 ebenfalls im Range einer Freien Reichsstadt stand, seinen historischen Charme auch in bauwütigen Zeiten erhalten konnte, das sei in starkem Maße Georg Zimmer zu verdanken, führte Kurt Lillich sinngemäß aus.
Der Laudator erinnerte auch daran, wie Georg Zimmer, Manfred Thierer, Jörg Leist und weitere Heimatliebhaber 1993 die Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege im Württembergischen Allgäu e. V. aus der Taufe hoben. Lillich: „Das historische Kulturgut im württembergischen Allgäu zu erhalten und bei der kulturellen und landschaftsgerechten Entwicklung mitzuwirken – das war und ist das Anliegen dieser Arbeitsgemeinschaft.“ Dabei habe Georg Zimmer entsprechend seiner Profession zum Beispiel beim Gebäudeatlas mitgeschafft. Auch die Entwicklung der Themenwege sei ihm ein Anliegen gewesen. Und dann natürlich Schmidsfelden: Zimmer und seine Mitstreiter haben es geschafft, das fast verfallene Glasmacherdorf wieder zu beleben. Selbstredend war Georg Zimmer auch bei den großen Ausstellungsprojekten der Leutkircher Heimatpflege mit dabei, als der mit der Raumschaft verbundenen Bildhauer Konrad Hegenauer und Hans Multscher gedacht wurde.
Das Herzensanliegen
Im Jahre 2000, vor einem Vierteljahrhundert also, wurde auf dem Winterberg bei Tautenhofen, in Sichtweite der A 96, die Galluskapelle eingeweiht. Mit Fug und Recht dürfe man das als das Herzstück des Zimmer’schen Dienstes für die Allgemeinheit sehen, so Kurt Lillich bei der Preisverleihung in Eglofs. Schon in den 1980ern hatte Georg Zimmer (Jahrgang 1944) die Idee im Kopf; bis zur Realisierung dauerte es ein gutes Jahrzehnt. Heute strahlt der blütenweiße Rundbau über die Hügel des Westallgäus und lockt so manchen Autofahrer zur inneren Einkehr. Zimmer sorgt mit einem Förderverein, dessen Vorsitz er nach wie vor innehat, übers Jahr für ein anspruchsvolles meditativ-religiös-kulturelles Programm, so dass die Kapelle, die den Allgäu-Heiligen Gallus, Magnus und Kolumban geweiht ist, mit Leben erfüllt wird.
So in etwa skizzierte Kurt Lillich am vergangenen Freitag (7. März) in Eglofs Leben und Leistung seines Freundes Georg Zimmer. Dabei legte Lillich Wert auf die Feststellung, dass Zimmer ein weltoffener Mensch sei, nie und nimmer ein „Heimatdimpfel“. Laut Stichwortzettel sagte er: „Georg Zimmer auf das Allgäu fixiert? Im Gegenteil, seit Jahrzehnten macht er Reisen in die entferntesten Winkel der Welt; sein Reisen ist keineswegs beschränkt auf Sightseeing, sondern gilt vertiefter Befassung mit der fremden Kultur. Aus der Offenheit für andere Kulturen wächst die Wertschätzung dessen, was man hier hat und wo man in der Weiterentwicklung mitgestalten kann. In diesem Sinn hat sich Georg Zimmer in mehr als 40 Jahren um das Allgäu verdient gemacht.“
Der Eglofser Gerichtstag
Der Gerichtstag in Eglofs ist eine Art Fasten-Theater mit regionalpolitischen Bezügen sowie eine Stegreif-Gerichtsverhandlung, die an das historische Freigericht zu Eglofs anknüpft, das von 1243 bis 1802 bestanden hatte. Die Zuschauer werden Zeugen von Klagen, Verteidigungsreden und Richterspruch bei einer Gerichtssitzung, bei der Bier auf dem Verhandlungstisch steht und das Ganze nicht so ernst gemeint ist, wie es daherzukommen scheint. Auch das Publikum spricht während der Verhandlung dem Gerstensaft zu; gereicht werden dazu Allgäuer Kässpatzen. Bestandteil der Veranstaltung ist stets auch die Verleihung des Westallgäuer Heimatpreises. Als Vater des Heimatpreises gilt Karl Stiefenhofer, auch er ein Heimatpfleger von hohen Graden. Veranstalter ist der Geschichts- und Heimatverein Eglofs unter dem heutigen Vorstand Karl-Heinz Marx.
Gerhard Reischmann


Georg Zimmer bei seiner Danksagung. Auf dem Pult der Westallgäuer Heimatpreis, ein vom verstorbenen Eglofser Künstler Bernhard Schnetzer nach dem Vorbild eines alten Holzstückes gefertigter Bronzeguss. Foto: Stephan Wiltsche