Pill-Mayer-Stiftung verlieh Förderpreise für interkulturellen Dialog
Wangen – Angesichts herausragender Bewerbungen vergibt die Pill-Mayer-Stiftung dieses Jahr gleich drei Förderpreise. Die Stiftung würdigt damit beispielhafte Kulturprojekte, die sich für den interkulturellen Dialog einsetzen. Die mit je 1000 € dotierten Preise gehen nach Biberach, Dresden und München.
Filmtage Oberschwaben
Eine der Auszeichnungen gilt den Filmtagen Oberschwaben, die sich seit ihrer Gründung 2021 dem gesellschaftlichen Dialog und dem interkulturellen Austausch verschrieben haben. An vier Tagen im Herbst werden in Ravensburg und Weingarten jährlich rund 35 Filme gezeigt und anschließend mit dem Publikum diskutiert. Dabei setzt das Kinofestival auf eine große inhaltliche Bandbreite, um auch „Nischenthemen“ und gesellschaftliche Minderheiten in den Fokus zu rücken. Einen der Schwerpunkte bildet die Kinder- und Jugendfilmreihe.
Hier können Schülerinnen und Schüler mit den Filmschaffenden direkt ins Gespräch kommen und über das Medium Film vieles über „fremde Welten“ in all ihren bunten Farben entdecken. Themen wie Rassismus, Antisemitismus, Homophobie etc. werden filmisch umgesetzt, es werden aber auch Unterhaltungsfilme, die inhaltlich ebenfalls viel zu bieten haben, gezeigt. „Mit unserem Filmfestival ist die Hoffnung verbunden, gesellschaftliche Partikularisierung und politische Spaltung durch kulturelle Verständigung und künstlerischen Fortschritt zu überwinden. Vielfalt und Teilhabe kann auf leicht verständliche Weise vorgelebt werden. Wir glauben an die Notwendigkeit eines wertschätzenden Austauschs und an ein respektvolles Miteinander“ – so die Filmtage Oberschwaben in ihrem Bewerbungsschreiben.
HATiKVA Dresden
„Was hast du da auf dem Kopf?“, heißt eine Kinderbuchausstellung des Dresdner Vereins HATiKVA. Diese Bildungs- und Begegnungsstätte informiert seit ihrer Gründung 1992 über jüdische Geschichte und Kultur in Vergangenheit und Gegenwart. Die Wanderausstellung für Kindergarten- und Grundschulkinder soll neugierig machen und mit ihrer unschuldigen Frage für einen unverkrampften und humorvollen Einstieg sorgen. Sie rückt die Vielfalt jüdischen Lebens in der Gegenwart ins Zentrum und ermöglicht niederschwellige Begegnungen mit jüdischen Heranwachsenden.
Die Kinder werden als mehrdimensionale Individuen dargestellt und nicht nur als „die Anderen“: Sie sind jüdisch, aber eben auch noch vieles mehr. Eine kreative, interaktive Umgebung fördert den Kulturaustausch auf spielerische und ansprechende Weise. So kann man beispielsweise mit dem Dreidel spielen, Kippot auf den Illustrationen zählen, in der Laubhütte Sterne betrachten oder eben ein Buch lesen. Illustrationen mit Sprechblasen regen Dialoge an und wecken Fragen, die sich Klein und Groß sonst womöglich nicht zu stellen getraut hätten. Mit diesem Projekt trägt HATiKVA aktiv zur Verständigung zwischen Kulturen bei und fördert die Wertschätzung kultureller Diversität.
Stiftung Wings of Hope
Die dritte Auszeichnung würdigt die Verdienste von Wings of Hope. Diese gemeinnützige Stiftung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern unterstützt Menschen, die unter den Folgen von Krieg und Gewalt leiden. Sie arbeitet mit Partnerorganisationen in Bosnien-Herzegowina, Kurdistan-Irak, Palästina und Israel, Brasilien und Zentralamerika sowie in der Ukraine zusammen. Seit 2007 bietet Wings of Hope alljährlich eine Sommerakademie für interkulturellen Dialog an, bei der es um Frieden stiften, Versöhnung leben und Trauma heilen geht.
Dabei kommen junge Menschen aus zahlreichen Ländern zu einem zweiwöchigen Begegnungsprogramm in den bayerischen Alpen zusammen. Sie lernen voneinander, wie ein Zusammenleben in Vielfalt gelingen und wie man trotz aller Unterschiede im Dialog bleiben kann. In interreligiösen Impulsen suchen die jungen Leute nach Gemeinsamkeiten und üben sich im Perspektivwechsel. In Workshops gehen sie der Frage nach, wie kollektive Traumata prägen und wie Erinnerungskultur zur Versöhnung beitragen kann. Nach ihrer Rückkehr engagieren sie sich in ihren Heimatländern in Jugendnetzwerken. „Auf der Sommerakademie habe ich gelernt, dass es immer mehr als eine Wahrheit gibt“, fasst Ermina aus Bosnien-Herzegowina ihre Erfahrungen zusammen.
29 Bewerbungen
29 Bewerbungen aus Berlin, Biberach, Bremen, Dresden, Frankfurt, Fürth, Hamburg, Heidelberg, Kassel, Köln, Leipzig, Montenegro, München, Ravensburg, Regensburg, Singen und Stuttgart gingen bei der Pill Mayer Stiftung ein. Eine Fülle engagierter Projekte wurde vorgestellt: Sie reichten von Tanz, Bildender Kunst, Musik, Theater und Literatur über Hörspiel und Videoarbeiten bis zu Architektur und Stadtplanung und nicht zuletzt Fußball. Wie die Stiftungsvertreter in ihrer Pressemitteilung schreiben, standen sie 2024 erneut vor einer großen Herausforderung: „Die Auswahl der diesjährigen Preisträger fiel unglaublich schwer; wir sind beeindruckt, wieviel Herzblut und Tatkraft in allen Anträgen spürbar war.
Pill-Mayer-Stiftung
Seit nunmehr 13 Jahren fördert die in Wolfegg im Allgäu beheimatete Pill-Mayer-Stiftung interkulturelle Kulturprojekte für Kinder und Jugendliche. Sie ist davon überzeugt, dass ideenreiche Kulturarbeit eine verbindende Brücke zwischen Menschen sein kann. Die Stiftung unterstützt die Freude am Entdecken kultureller Verschiedenartigkeit und setzt sich für interkulturelles Lernen ein. Damit leistet sie einen Beitrag zur respektvollen, bereichernden Begegnung mit Menschen aus anderen Kulturen für ein positives Miteinander.