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Sehenswerte Ausstellung im Wolfegger Bauernhaus-Museum

Oberschwaben und Allgäu: „Hot Spots“ des Bauernkriegs



Foto: Herbert Eichhorn
Die Ausstellung wird im Dachgeschoss der ursprünglich aus Gessenried stammenden Zehntscheuer des Klosters Weißenau gezeigt.

Wolfegg – Mit dem Aufstand der Bauern vor 500 Jahren sei in Oberschwaben und im Allgäu Weltgeschichte geschrieben worden, heißt es gleich im Eingangstext der Ausstellung im Bauernhaus-Museum in Wolfegg. Die beiden großen Landesausstellungen dieses Jahres in Bad Schussenried und Memmingen sind dafür sicherlich auch ein Beleg. Die inhaltlich und gestalterisch gelungene Schau in Wolfegg konzentriert sich bewusst auf unsere Region.

Landauf, landab gibt es in diesem Erinnerungsjahr unzählige Veranstaltungen. Das hat mit der veränderten Sicht auf die damaligen Geschehnisse zu tun. Der Bauernkrieg und die von den oberdeutschen Bauern verfasste Programmschrift der „Zwölf Artikel“ gelten heute als wichtige frühe Wegmarken auf dem Weg zu Demokratie und Menschenrechten.

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Blick in die Ausstellung. Foto: Herbert Eichhorn

Die Ereignisse liegen weit zurück. Der Großteil der Beteiligten, vor allem natürlich die Bauern selber, haben keine greifbaren Spuren hinterlassen, die man in einer Ausstellung zeigen könnte, weder Gegenstände noch Bildnisse. Deshalb behilft man sich bei vielen Projekten mit Künstlicher Intelligenz, welche historische Gestalten gewissermaßen zum Leben erweckt – so demnächst auch in Bad Schussenried. Auf dem Plakat der dortigen Ausstellung tritt einem zum Beispiel Götz von Berlichingen als fitter Mitdreißiger entgegen.

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Texte, Bilder, Hörstationen

Von dieser gerade sehr angesagten Herangehensweise hält man in Wolfegg nichts, zum Glück. Die Macher haben sich hier für eher klassische Präsentationsformen entschieden. Im lichtdurchfluteten Dachstuhl der ehemaligen Weißenauer Zehntscheuer wird das Thema in einer klar nachvollziehbaren Abfolge von Kapiteln vor dem Besucher aufgeblättert. Tafeln mit angenehm knapp gehaltenen Texten wechseln sich mit großen dekorativen Bildtafeln ab, auf denen passende Szenen aus zeitgenössischen Holzschnitten in einheitlichem Grau wiedergegeben sind. Dazwischen gibt es kleinere Reproduktionen von Druckgrafik der Zeit und Faksimiles von wichtigen Schriftquellen. Mit rekonstruierten Objekten wie etwa einem mittelalterlichen Pflug und mit ganz wenigen Originalobjekten wie etwa einer im Waldseer Stadtsee gefundenen Waffe, einer sogenannten Bauernwehr, werden Akzente gesetzt. Schließlich gibt es Hörstationen mit nachempfundenen Berichten von Zeitzeugen.

Unzufriedenheit und erste Aufstände

Zum Auftakt wird daran erinnert, dass es auch zuvor bereits Aufstände gegen die Obrigkeit gegeben hatte. Als Beispiele werden etwa die Massenbewegung um den 19-jährigen Hirten Hans Böhm in Niklashausen im Taubertal angeführt sowie die Bundschuh-Bewegung am Oberrhein. Dass Böhm schließlich als Ketzer verbrannt wird, weist bereits voraus auf die gnadenlose Bestrafung, die dann auch im Bauernkrieg die Anführer erwartet.

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Blick in die Ausstellung. Foto: Herbert Eichhorn

Ab Sommer 1524 beginnt die Unzufriedenheit der Bauern überall im Heiligen Römischen Reich zu brodeln. In der Ausstellung führt eine große, sich wandelnde Karte eindrucksvoll vor Augen, wie sich dann 1525 die Aufstände, ausgehend vom Südwesten und gerade auch von unserer Region, in großen Teilen des Reichs ausbreiten.

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Die bedrückenden Lebensverhältnisse der Bauern

Dann richtet sich der Blick auf die bäuerlichen Lebensverhältnisse, bei dem schnell nachvollziehbar wird, was zu der Unzufriedenheit der Bauern führte. Auch in Oberschwaben und im Allgäu waren die meisten Bauern Leibeigene, was eine große Einschränkung ihrer Rechte und große Belastungen bedeutete. Die Familien hatten für ihre Herrschaften regelmäßig Frondienste zu leisten. Hohe Abgaben wurden erhoben. Im Todesfall gefährdeten diese oft die wirtschaftliche Existenz. Eine Möglichkeit, diesen bedrückenden Verhältnissen zu entkommen, bestand im Grunde nicht. Auf einer Karte der Region kann der Besucher schnell herausfinden, welcher weltlichen oder kirchlichen Herrschaft seine eigenen Vorfahren verpflichtet waren. Überall hielten die Bauern ihre Nöte in Eingaben an die Obrigkeit auch schriftlich fest. Als Beispiel hierfür wird in der Ausstellung ein Faksimile der Beschwerden der Kißlegger Bauern gezeigt.

Die Schweiz, das erträumte Ideal

Ein ganz entscheidender Faktor für die oberschwäbischen Verhältnisse wird in der Ausstellung ebenfalls thematisiert: die Nähe zur Schweiz. Die Bauern und natürlich auch die Obrigkeit wussten, dass sich die Eidgenossen dort eine andere Gesellschaftsordnung erkämpft hatten. Die Schweiz war ein erträumtes Ideal und bot für viele auch ganz konkret die Rettung vor Verfolgung. So floh etwa auch der Anführer der Bauern, der Aichstettener Pfarrer Florian Greisel, nach der Niederlage bei Wurzach in die Schweiz. Es war außerdem gerade der schweizerische Flügel der Reformation, der zwischen Donau und Bodensee großen Einfluss gewann. Im Unterschied zu Martin Luther sah der Züricher Reformator Ulrich Zwingli im Evangelium nicht nur eine Reformation des religiösen, sondern auch des gesellschaftlichen Lebens begründet.

Zwinglis Lehre wird zum Beispiel auch in Memmingen mit großer Begeisterung aufgenommen. Daher ist es kein Zufall, dass sich die Vertreter der verschiedenen Gruppierungen der Aufständischen, der sogenannten Haufen, zu ihren Beratungen im März gerade in Memmingen treffen. Dort schließen sie sich zur „Christlichen Vereinigung“ zusammen und formulieren ihre bahnbrechenden „Zwölf Artikel“.

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Am 25. Februar ermahnt der „Bauernjörg“ seine Untertanen in einem Brief. Foto: Herbert Eichhorn

Der „Bauernjörg“

Ein Kapitel der Ausstellung ist natürlich auch dem „Bauernjörg“ gewidmet, Truchsess Georg III. von Waldburg, der als Heerführer des Schwäbischen Bundes die aufständischen Bauern überall niederringen wird. Was die Bauern seiner eigenen Herrschaften Waldburg, Wolfegg, Wurzach und Zeil angeht, so wendet er sich am 25. Februar zunächst in einem Brief – auch dieses Faksimile wird präsentiert – an sie. In ihm erinnert er sie an ihre Verpflichtung zum Gehorsam und droht mit Konsequenzen. An Karfreitag kommt es dann aber bei Wurzach doch zur Schlacht, gerade auch mit den eigenen Untertanen. Die Verhältnisse sind denkbar unausgewogen: oben auf dem Leprosenberg das Heer „Bauernjörgs“, Profis im Kriegshandwerk, ausgestattet mit 18 Kanonen, und unten in der Ebene die Bauern. Unterschiedliche Zahlen sind im Umlauf. In der Wolfegger Ausstellung werden die Zahlen von 8000 Landsknechten und 5000 Bauern genannt. Von denen wird am Abend die Hälfte tot sein. Man erschaudert, wenn man darüber nachdenkt, was das für die Dörfer der Region bedeutete, wenn so viele Väter und junge Männer nicht mehr heimkehrten. Der kurz darauf zwischen dem „Bauernjörg“ und den Bauern geschlossene „Weingartner Vertrag“, der den Bauern einige Zugeständnisse macht, befriedet schließlich für Oberschwaben dann die Situation.

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Im Bauernkrieg eingesetzten Waffen. Foto: Herbert Eichhorn

Das Ende

„Niederlage und Verfolgung“ ist schließlich das letzte Kapitel der Ausstellung betitelt. Die Bauern werden scheitern. Etwa 70.000 Bauern werden gefallen sein, ohne letztlich viel bewirkt zu haben. Es wird noch Jahrhunderte dauern, bis die Leibeigenschaft ganz abgeschafft ist. Die Verfolgung und Bestrafung der Unterlegenen nach den Schlachten ist hart. Vor allem die Anführer des Aufstands werden konsequent verfolgt und meistens hingerichtet. Die beteiligten Dörfer müssen hohe Geldstrafen bezahlen. Können diese nicht aufgebracht werden, werden Einzelhöfe und ganze Dörfer dem Erdboden gleich gemacht. Der Bericht der Eheleute Michael und Katharina Hayder aus Lauben bei Leutkirch aus dem Juli 1525 gibt auf der letzten Hörstation ein erschütterndes Zeugnis darüber, wie die Bauern um sie herum verfolgt und bestraft wurden.

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Am Ende der Ausstellung geben die Ausstellungsmacher dem Besucher noch ein paar ganz grundsätzliche Fragen mit auf den Weg. Foto: Herbert Eichhorn

Man steigt danach ziemlich beklommen die Treppe zum Ausgang hinunter. Die Ausstellungsmacher um Kuratorin Andrea Schreck geben hier dem Besucher dann noch ein paar ganz grundsätzliche Fragen zum Nachdenken mit auf den Weg: Was bedeutet Freiheit und was ist sie wert? Wessen Stimme wird gehört? Wem gehört die Erde?
Herbert Eichhorn

In unserer Bildergalerie weitere Eindrücke aus der Ausstellung

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Die Ausstellung geht bis November 2026

„1525 – Bauernkrieg in Oberschwaben“
19. März – 10. November 2026
Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben, Vogter Straße 4, Wolfegg

Öffnungszeiten:
19. März – 30. April und 1. Oktober – 10. November
Dienstag – Sonntag, Feiertage 10 – 17 Uhr

1. Mai – 30. September
Dienstag – Sonntag, Feiertage 10 – 18 Uhr

Informationen zum Begleitprogramm unter bauernhaus-museum.de

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BILDERGALERIE

Fotos: Herbert Eichhorn

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