Junge Leute und Geld – eine spannende Geschichte
Ravensburg – Das neu gestaltete Wirtschaftsmuseum Ravensburg ist dem Thema Finanzkompetenz gewidmet. Spielerisch und niederschwellig sollen vor allem junge Menschen sich mit dem Thema auseinandersetzen.
In Geld baden – wer möchte das nicht?
Gleich im Eingang sieht man, worum es im Museum geht: um Geld. Und darum, was man damit macht und wie man es „macht“. Symbole für Währungen aus aller Welt, Euro, Yen, Dollar, Pfund prangen an der Wand und dazwischen eine Weisheit des amerikanischen Autors Mark Twain: „Das Geheimnis des Erfolges ist anzufangen.“
Geht man weiter, kommt man zum „Financial Life Guide“. Aus didaktischen Gründen haben die Ausstellungsmacher beschlossen, die wichtigen Überschriften ihrer Exponate in englischer Sprache zu verfassen, um so den Jugendlichen näher zu kommen. Die Erklärung kommt immer darunter, wie beim Financial Life Guide: Finanzkompetenz in fünf Schritten.
Whatsapp-Dialogen nachempfunden, werden Lebenssituationen junger Menschen nachgestellt, bei denen es unter anderem auch um Geld gehen kann. Ums Taschengeld, um die Kosten der ersten Wohnung bis zu Rente und Erbe.
Der Mut, ein eigenes Ding zu machen
Im Erdgeschoss findet man kurze Abrisse über bekannte Unternehmen im Landkreis wie zum Beispiel CHG, Waldner und Stadler, wichtige und innovative Schwergewichte. Aber auch Karuun, ein Startup, zu Hause in der Jägerstraße in Kißlegg, das aus Rattan, einem nachwachsenden Rohstoff, innovative Produkte herstellt. Denn das Museum soll nicht nur das Finanzwissen stärken, sondern junge Menschen ermutigen, etwas Eigenes auf die Beine zustellen. Dafür auch die einzigen Bildschirme im ersten Stock, die in einer „Videokonferenz“ erfolgreiche Menschen vom Umgang mit Geld erzählen lässt.
Sich Finanzwissen erspielen
Im ersten Stock kann nach Herzenslust gespielt werden. Und im Spiel erfährt man, was Zins und Zinsenszins bedeutet. Zum Nachdenken stimmen Infos wie über die Verschuldung Jugendlicher ein: „Über 60 Prozent der Jugendlichen, die ihre Schulden nicht mehr bezahlen können, haben Schulden bei einem Unternehmen der Telekommunikation in Höhe von durchschnittlich 1520 Euro.“ Das sind Sätze, die auf Probleme aufmerksam machen, auch bei Handynutzung mit Flatrate.
Megaspannend: der Escape-Room
Ein besonderes Highlight ist der neue Escape-Room „Mission Fake Money“. Ein spannendes Angebot: Im originalen Tresor der ältesten Oberamtssparkasse können Gruppen von bis zu sechs Personen auf Verbrecherjagd gehen. Ziel ist es, eine internationale Geldfälscherbande zu entlarven, indem verschiedene, technisch anspruchsvolle Rätsel innerhalb einer Stunde gelöst werden. Der Escape-Room kann ab dem 14. Oktober über die Webseite des Wirtschaftsmuseums oder vor Ort für einen Einführungspreis von 50 € gebucht werden. Foto: KSK (Markus Leser)
Museum soll keine trockene Sache sein, dachten sich die Macher des Wirtschaftmuseums Ravensburg, deshalb bauten sie einen „Escape-Room“ ein. Vom ersten Stock führt eine steile Treppe nach unten, und aus dem Raum raus kommt man nur, wenn ein paar knifflige, aber lösbare Fragen richtig beantwortet werden. Welche es sind, wird hier nicht verraten.
Die Revitalisierung des Stammhauses
Bei der feierlichen Eröffnung freute sich Sparkassenchef Heinz Pumpmeier (Bild) vor vielen Gästen aus Wirtschaft und Politik über die Belebung des Hauses, in dem die Sparkasse Ravensburg am 28.9.1822, also vor über 200 Jahren, gegründet wurde und das seit 2012 als Standort für ein Wirtschaftsmuseum genutzt wird. Die Sparkasse trage Verantwortung für Geschichte und für dieses Gebäude. „Und so ist es eine besondere Freude, dieses Gebäude im musealen Umfeld Ravensburgs zu revitalisieren. Gleichzeitig soll es ein Dank an die 180.000 Kunden der Kreissparkassse und die 750 Beschäftigten in 35 Geschäftsstellen sein.“
Heinz Pumpmeier bei der Eröffnungsführung durch das neugestaltete Wirtschaftsmuseum.
Dr. Kuchelmeister sieht große Lücken bei der finanziellen Bildung
Dr. Patrick Kuchelmeister (Bild), der stellvertretende Vorstand der Kreissparkasse, stellte den didaktischen Zweck des Museums in den Vordergrund. Zu wenig finanzielle Bildung stelle man in der Bevölkerung fest und auch im schulischen Unterricht werde viel zu wenig auf Wissen ums Geld und den Umgang damit vermittelt. Die Kreissparkasse Ravensburg sieht es auch als ihre Aufgabe an, für Schüler und Lehrer ein Angebot zu schaffen, das diese Lücke im Wissen schließen kann. Deshalb auch die Ausrichtung des Museums auf einen niederschwelligen Zugang zum Wissen um Finanzprodukte.
Der alte Tresor
Der alte Tresor aus der Gründerzeit werde noch immer genutzt, sagte Patrick Kuchelmeister: „Wie nutzen wir den Tresor? Indem wir zusammen mit „Ravensburger“ den ersten Escape-Room in einem Museum installieren. Und welch besseren Abschluss eines Museumsbesuchs mit dem Schwerpunkt Finanzen gäbe es, als als Tresorknacker mit einem neuen Faible für Geld und Wirtschaft zu entkommen?“
Landrat Harald Sievers (Bild) stellte das Ravensburger Wirtschaftsmuseum auf ein Level mit den landkreiseigenen Bildungsstätten Schloss Achberg und Bauernhofmuseum Wolfegg. Er sieht das Thema Finanzwissen im Museum attraktiv und erfrischend umgesetzt, „ein Angebot, das Lust macht, das Museum zu besuchen“.
Museumschef Christian von der Heydt (Bild) sprach von der Lust auf Lernen, die auch über haptischen Umgang mit sperrigen Themen zum wirklichen „Begreifen“ führten. Den anwesenden Gästen aus Wirtschaft und Politik rief er zu. „Das Museum ist ein offener Raum für alle, die neue Ideen einbringen wollen. Buchen Sie unseren Escape-Room zur Mission Fake Money.“
Mit berechtigtem Stolz führte Christian von der Heydt durch “sein” Museum. Das neue Konzept des Museums in der Marktstraße 22 in Ravensburg ist auf den ersten Blick erkennbar: Farbenfroh und fotogen präsentiert sich das Haus der finanziellen Bildung auf 350 m² Ausstellungsfläche – nicht nur für junge Menschen, sondern für alle.
Der Besuch im Ravensburger Wirtschaftsmuseum ist kostenlos und lohnt sich auf jeden Fall.
Text und Fotos (18): Erwin Linder
Weitere Bilder in der Galerie
Weitere Infos auf der Webseite des Wirtschaftsmuseums (siehe Link unten)