Ikonischer Milchpilz nun im Bauernhaus-Museum in Wolfegg

Wolfegg – Er ist Hingucker, Kultobjekt und Sympathieträger: der Milchpilz. Ein Kiosk in Pilzform – mit weißgepunktetem rotem Dach. Als markantes Zeichen war er aber nicht nur in Wangen Blickfang, Orientierung, Kiosk, Messestand oder Treffpunkt für Jung und Alt. Rund fünfzig dieser gepunkteten Verkaufshäuschen wurden ab den 50er-Jahren bei Waldner gebaut und unter anderem nach Österreich, Benelux, Italien und in die Schweiz verkauft. Das Unternehmen, das damals auf die Produktion von Maschinen für die Milchverarbeitung spezialisiert war, wollte den Absatz von Milchprodukten durch weithin sichtbare Reklame ankurbeln. Es schuf dazu ein kleines rot-weißes Raumwunder, das weithin sichtbar für Hygiene und Frische stand und das Waldner – seiner Zeit weit voraus – wie im modernen Franchise-Markleting inklusive Eismaschine, Kühlgeräten und Shaker aus einer Hand vertrieb. Für die Landesgartenschau in Wangen 2024 hat die Firma Waldner erstmals wieder drei neue Pilze gebaut.
Einer davon ist ab dieser Saison im Bauernhaus-Museum Allgäu Oberschwaben Wolfegg zu sehen. Am vergangenen Freitag (11.4.) haben Landrat Harald Sievers, Wangens Oberbürgermeister Michael Lang, Wolfeggs Bürgermeister Peter Müller und der Vorstand der Fördergemeinschaft Bauernhaus-Museum e.V. Franz Bauer das leuchtend rot-weiße Häuschen feierlich eröffnet. Bei strahlendem Sonnenschein konnten sie sogleich den ersten Milchshake von Kiosk-Betreiberin Andrea Eiden genießen. Denn der Milchpilz wird im Bauernhaus-Museum nicht nur als Ausstellungsstück dienen. Er wird wie früher als Milchbar betrieben. An Sonntagen und beim Ferienprogramm gibt’s dort in unmittelbarer Nähe zum Spielplatz künftig Eis, Milchmischgetränke und so manch‘ leckeren Snack für hungrige große und kleine Museumsgäste.

Zur Einweihung überreichte die Betreiberin Andrea Eiden den ersten Milchshake an Landrat Sievers. Foto: Markus Leser
“Symbol der Nachkriegszeit”
„Der Milchpilz ist ein Symbol für die erfolgreiche Nachkriegswirtschaft im Landkreis Ravensburg. Er steht für die Findigkeit und Flexibilität der hier ansässigen Unternehmen, die nach dem Zweiten Weltkrieg rasch und geschäftstüchtig auf neue Voraussetzungen reagierten – mit Kreativität und Erfindungsgeist. Dass dieses Kapitel der Wirtschaftsgeschichte des Landkreises nun in unserem Bauernhaus-Museum so farbenfroh und lebendig präsentiert wird, empfinde ich als große Bereicherung” – so die lobenden von Landrat Harald Sievers.
“Ein Stück Landkreisgeschichte”
Oberbürgermeister Michael Lang aus Wangen freute sich sehr, das ein okonischer Gegenstand aus Wangen nun seinen Platz im Bauernhausmsuesum in Wolfegg hat.„Mit dem rekonstruierten Milchpilz kommt ein Stück der allerjüngsten Landkreisgeschichte ins Museum: ein Relikt von der sehr erfolgreichen Landesgartenschau, die letztes Jahr in Wangen veranstaltet wurde. Es ist schön, dass diese Erfolgsgeschichte auch im Bauernhaus-Museum für die Nachwelt erhalten wird. Wenn die Wangenerinnen und Wangener künftig ins Museum kommen, können sie sich mit Freude daran erinnern und vielleicht gar den besonderen Geist, die Lebensfreude des vergangenen Gartenschaujahres ein wenig wiederaufleben lassen. Ich wünsche dem Museumsteam in der laufenden Saison viele begeisterte Gäste und der Betreiberin viel Erfolg und Freude mit dem kleinen Raumwunder”.

Wolfeggs Bürgermeister Peter Müller, Landrat Harald Sievers, der Vorstand der Fördergemeinschaft Bauernhaus-Museum e.V. Franz Bauer und Wangens Bürgermeister Michael Lang (von links) stoßen auf die Eröffnung des Milchpilzes an. Foto: Markus Leser
Die Anschaffung und Versetzung des Pilzes auf das Gelände geschah auf Initiative und dank einer Spende der Fördergemeinschaft Bauernhaus-Museum Wolfegg e.V., zusätzlich unterstützt durch eine Förderung des Landes Baden-Württemberg.
Ein neuer Ankerpunkt im Museum
Museumsleiter Dr. Tanja Kreutzer, Museumsleitung hofft, das der Milchpliz auch in seiner Servicefunktion angenommen wird. „Unsere Vision ist, dass der Milchpilz zu einem neuen Ankerpunkt des Museums in der Nähe des Spielplatzareals wird, bei dem Jung und Alt miteinander ins Gespräch kommen, sich austauschen und damit ein lebendiges Stück Nachkriegsgeschichte hautnah selbst erfahren. Dank der Initiative und großzügigen Spende der Fördergemeinschaft konnten wir das realisieren – und dank der Vermittlung und Unterstützung durch die beiden Bürgermeister Michael Lang und Peter Müller, die die Verhandlungen mit der Landesgartenschau GmbH zum Erwerb des Milchpilzes überhaupt erst in Gang gebracht haben.“
“Den Anstoß gab Franz Frick”
Franz Baur, der Erste Vorsitzende der Fördergemeinschaft Bauernhaus-Museum Wolfegg e.V., erinnerte an den Anstoß durch Franz Frick: „Die Spende der Fördergemeinschaft erfolgte auf Initiative des inzwischen leider verstorbenen ehemaligen Vorsitzenden Franz Frick, der mit seiner großen Begeisterung für das Projekt sofort Zustimmung erwirkte. Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, dass wir so etwas Großartiges hier erreicht haben. Das haben unsere Mitglieder mit ihren Beiträgen und ihrer Treue zum Verein bewirkt. Gemeinsam können wir einen wichtigen Beitrag dazu leisten, unser Bauernhaus-Museum in seiner großartigen Arbeit tatkräftig zu unterstützen.
Den Milchkiosk betreibt Andrea Eiden
Der Betrieb des Milchpilzes ist auch für die langjährige Lädele-Pächterin Andrea Eiden Herausforderung und Spaß zugleich. Es gilt, den Spagat zu wagen, zwischen Tradition und einer zeitgemäßen Bewirtung, die auch modernen Erwartungen und Speisegewohnheiten gerecht werden soll. „Neben den traditionellen Milchprodukten und Eis wird es natürlich auch ein veganes Angebot auf Hafermilchbasis geben, außerdem kleine Snacks für Eltern und Spielplatzbesucher. Spannend wird auch werden, wie der Milchpilz den modernen Anforderungen der Gastronomie gewachsen ist – denn es ist schon a bissle eng hier drin. Aber ich freue mich darauf, selbst experimentell an die Sache heranzugehen und den kleinen Pilzkiosk im traditionellen Gewand mit neuem Leben zu füllen.“
Ins Programm des Museums eingebettet
Zum ersten Mal so richtig los geht’s mit der Bewirtung am Milchpilz in den Osterferien. Dann wird der Pilz im Ferienprogramm, das immer dienstags und donnerstags stattfindet, ordentlich gefordert werden. Das Museum bietet wie jedes Jahr ein buntes Mitmach-Programm für die ganze Familie. Es dreht sich alles um „Fische und Fasten“, „Frühjahrsputz“ und „Fleißige Gärtner/innen“. Und am 21. April findet das Fest „Ostern im Museum“ statt! Am 1. Mai läutet das Bauernhaus-Museum mit dem Kräuter- und Blümlesmarkt die Gartensaison ein. Ausgewählte Aussteller/innen bieten Kräuter, Pflanzen, Blumen, Sträucher und Stauden für den heimischen Frühlingsgarten an, die teilweise nur noch sehr selten zu finden sind. Von 10-17 Uhr kann ausgiebig ausgesucht, gefachsimpelt und eingekauft werden.
Aber auch jenseits der Großveranstaltungen ist das Museum jederzeit einen Besuch wert. Jeden Sonntag gibt es kostenlose öffentliche Museumsführungen und spannende Museumsrallyes für die jungen Gäste. Die Familiensamstage finden einmal im Monat statt und bieten Familientickets zum halben Preis, ein kostenloses öffentliches Mitmach-Projekt und einiges mehr für die ganze Familie. Erwachsenenkurse, Theateraufführungen, Erlebnistage und eine Sonderausstellung zu „1525 – Bauernkrieg in Oberschwaben“ in der historischen Zehntscheuer runden das Saisonprogramm ab.
Wolfeggs Bürgermeister Peter Müller: „Ich freue mich auf eine schöne Saison – mit hoffentlich wieder vielen begeisterten Besucher/innen, die einmal mehr die vielen neuen Dinge auf dem Museumsgelände erkunden und erleben können – nicht nur bei den Großveranstaltungen, sondern auch mal einfach zwischendrin am Wochenende oder in den Ferien, wo das Museum immer wieder spannende Aktionen für Groß und Klein bereit hält.“
Das Bauernhaus-Museum in Wolfegg
Bauernhaus-Museum Allgäu-Oberschwaben Wolfegg, Vogter Str. 4, 88364 Wolfegg, Tel. 07527 / 9550-0; info@bauernhaus-museum.de, www.bauernhaus-museum.de
Museumssaison
bis 30. April: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr, montags geschlossen (Ostermontag geöffnet)
1. Mai bis 30. September täglich von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr
1. Oktober bis 10. November: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr, montags geschlossen