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Stellungnahme der Allianz für Allgäu-Oberschwaben

Das gefährdet die regionale Lebensmittelproduktion



Leutkirch – Zur Diskussion um das geplante Biosphärengebiet Oberschwaben-Allgäu schreibt die Allianz für Allgäu-Oberschwaben:

Die Diskussion um das geplante Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben wird immer schärfer. Die Befürworter pochen auf mögliche ökologische und strukturelle Vorteile für die Region. Es gibt jedoch zunehmend kritische Stimmen, die insbesondere von familiengeführten Landwirtschafts- und Forstbetrieben sowie deren Verbänden und privaten Waldbesitzern in der gesamten Region – und auch parteiübergreifend aus der Politik und dem Gewerbe – unterstützt werden. Die Allianz fordert, ein bislang zu wenig beachtetes Argument politisch zu berücksichtigen: Ein Biosphärengebiet gefährdet wertvollen landwirtschaftlichen Gunstraum.

Landwirtschaftlicher Gunstraum sichert die Lebensmittelversorgung

Die Region Allgäu-Oberschwaben zählt zu den fruchtbarsten Agrarräumen Deutschlands. Nährstoffreiche Böden, ausreichender Niederschlag und lange Vegetationsperioden machen sie zu einem sogenannten Gunstraum für die konventionelle und ökologische Landwirtschaft. Diese Flächen sichern das Einkommen vieler Familienbetriebe und Arbeitsplätze und leisten einen zentralen Beitrag zur Versorgung mit Lebensmitteln wie Milch, Obst, Gemüse, Fleisch etc. sowie Energie und Rohstoffe – und das weit über die Region hinaus. Dies ist besonders in Zeiten zunehmender geopolitischer Konflikte und Risiken von Bedeutung, deren Auswirkungen auch hier im Alltag spürbar sind. In einem solchen Umfeld kommt die Fähigkeit, ein gewisses Maß an Eigenproduktion zu sichern, eine wichtige Bedeutung zu.

Kritische Stimmen aus Politik und Gewerbe – Horgenzell positioniert sich klar

Ähnlich äußerte sich unlängst der baden-württembergische Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) in einem Interview mit der „Schwäbischen Zeitung”, als er gefragt wurde, wie er zu einem Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben stünde. Bei seiner Sommertour in der Region bezog er weiter klar Stellung: „Ich halte ein Biosphärengebiet in der Region Allgäu-Oberschwaben für ungeeignet.“ Der regionale Europaabgeordnete Norbert Lins (EVP/ CDU) sieht ebenfalls viele Fragezeichen: „Die primäre Aufgabe hier vor Ort ist die Produktion von Lebensmitteln für unsere Region und darüber hinaus. Wir sollten uns daher auf einen gezielten, effizienten Naturschutz konzentrieren.” Klaus Hoher, der naturschutzpolitische Sprecher der FDP/DVP-Fraktion im Landtag, positioniert sich ebenfalls klar: „Der Prüfprozess für das Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben muss noch vor der Landtagswahl gestoppt werden. Denn ein ein teures Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben, das vor Ort mehrheitlich abgelehnt wird, können wir uns nicht leisten.” Und auch aus dem regionalen Gewerbe kommen zunehmend kritische Stimmen, wie zum Beispiel von der Firma BauGrund Süd aus Bad Wurzach.

In Horgenzell haben Bürgermeister Volker Restle (CDU), der auch Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag ist, und Mitglieder des Gemeinderats in dieser Woche bereits ein starkes Zeichen in Richtung kommunalpolitische Verantwortungsträgerinnen und -träger in der übrigen Region gesetzt und sich gegen das Biosphärengebiet positioniert.

Biosphärengebiet führt zu Produktionsverlust

„Die Gefahr einer künftigen Flächeneinschränkung für die konventionelle Landwirtschaft in der Region droht durch ein neues Biosphärengebiet gemäß § 25 Bundesnaturschutzgesetz”, erklärt Franz Schönberger, Vorsitzender der Allianz für Allgäu-Oberschwaben. „Werden die Biosphärenzonen auf dieser Rechtsgrundlage künftig ausgeweitet, setzt ein schleichender Verlust produktiver Fläche ein, ohne dass hier eine regionale Mitsprache, geschweige denn eine Einbindung der Eigentümer dieser Flächen vorgesehen ist. Auch deshalb lehne die Allianz ein geplantes Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben ab.

Klima- und Naturschutzziele werden mit oder ohne Biosphärengebiet verfolgt

In der Region arbeiten viele land- und forstwirtschaftliche Betriebe bereits mit hohen Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards und tragen so zum Erhalt der Kulturlandschaft bei. Zur Erreichung der Klima- und Naturschutzziele – insbesondere mit Blick auf den Moorschutz in der Region – ist ein Biosphärengebiet nicht notwendig. Die Bundesmoorschutzstrategie greift mit oder ohne Biosphärengebiet. So sieht der aktuelle Entwurf keine Weiterentwicklung des Moorschutzes vor, sondern greift nur auf Flächen, die schon einen Schutzstatus haben. Es gibt schon heute Anreizsysteme zur Weiterentwicklung des Moorschutzes. Bestehende Instrumente des Naturschutzes können effizienter und flexibler genutzt werden, ohne dass zusätzliche Bürokratie und damit einhergehende Kosten für den Steuerzahler entstehen, ohne Verlust kommunaler Planungshoheit. Zu diesem Schluss kommt auch eine Analyse der IHK Bodensee-Oberschwaben von Oktober 2024. Darin heißt es u. a.: „Es bleibt die Frage offen, was ‚Moorschutz ohne Biosphärengebiet‘ von ‚Moorschutz mit Biosphärengebiet‘ unterscheidet.“

Anm. d. DBSZ-Red.: Stellungnahmen von Akteuren mit zielgerichteter Interessenslage – wie im vorliegenden Fall – enthalten in aller Regel Meinungsbestandteile. Die Redaktion der Bildschirmzeitung akzeptiert ein breites Spektrum an Meinungen. Nicht veröffentlich werden extremistische, persönlichkeitsverletzende oder offensichtlich wahrheitswidrige Äußerungen.

Bevorzugt veröffentlichen wir Leserbriefe / Offene Briefe / Stellungnahmen zu lokalen und regionalen Themen. Aber auch Meinungsäußerungen zu allgemeinen Themen, die die hiesige Leserschaft bewegen, werden gerne entgegengenommen.

Die Zwischentitel waren von der Autorschaft (Allianz für Allgäu-Oberschwaben) so vorgegeben.




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