Cannabis-Konsum in der Region Bodensee-Oberschwaben gestiegen
Region Bodensee-Oberschwaben – Eine aktuelle Auswertung der AOK – Die Gesundheitskasse Bodensee-Oberschwaben zeigt, dass die ärztlichen Behandlungen aufgrund des Cannabis Konsums gestiegen sind. „Durch die Cannabis-Legalisierung wird sich der Trend in den nächsten Jahren voraussichtlich fortsetzen“, sagt Markus Packmohr, AOK-Geschäftsführer.
Anzahl im Landkreis Ravensburg am höchsten
In der Region Bodensee-Oberschwaben verzeichnet der Landkreis Ravensburg die höchsten Behandlungszahlen. Währenddessen im Jahr 2018 207 Patienten aufgrund ihres Cannabis-Konsums behandelt wurden, waren es 2022 259. Auch der Bodenseekreis und der Landkreis Sigmaringen folgt diesem Trend. Im Bodenseekreis ist die Anzahl von 105 im Jahr 2018 auf 141 im Jahr 2022 gestiegen
und im Landkreis Sigmaringen von 155 auf 189.
Cannabis wirkt sich vor allem auf die Psyche aus
Cannabis beinhaltet verschiedene Bestandteile, die psychoaktiv wirken. Der bekannteste ist dabei das Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC). Er bindet sich an die Cannabinoid-Rezeptoren im Hirn. Je nach Konsumart, -erfahrung, Menge und Stärke des konsumierten THCs ist die Wirkung individuell und unterschiedlich. Dennoch kann grundsätzlich gesagt werden, dass Cannabis die Reaktionsfähigkeit und damit das Unfallrisiko erhöht. Kurzfristig kann es außerdem die Stimmung heben, entspannen, beruhigen und zu einer veränderten Wahrnehmung führen. Gleichzeitig setzt es die Aufmerksamkeit- und Gedächtnisleistung herab.
Im Jahr 2021 wurde laut der epidemiologischen Suchtsurvey Cannabis mit 8,8 Prozent der illegalen Drogen am häufigsten konsumiert. 15,6 Prozent von 1.015 befragten Cannabis-Konsumenten geben an, in den letzten drei Monaten täglich Cannabis konsumiert zu haben. Das ergibt eine aktuelle Umfrage der digitalen Markt- und Meinungsforschung Civey, die von der AOK Baden-Württemberg beauftragt wurde.
Dabei dürfen die Folgen eines regelmäßigen Konsums nicht außer Acht gelassen werden. Vor allem in der Jugend kann der regelmäßige Cannabis-Konsum strukturelle Hirnveränderungen auslösen. „Deshalb müssen wir großen Wert auf den Schutz von Kindern und Jugendlichen legen. Dafür stehen wir als AOK – Die Gesundheitskasse Bodensee-Oberschwaben“, so Markus Packmohr. Auch über das Jugendalter hinaus kann es zu Beeinträchtigungen in der Aufmerksamkeit, der Lern- und Erinnerungsleistungen sowie der Problemlösefähigkeiten führen. Zusätzlich können sich Psychosen, Angststörungen und Depressionen entwickeln.
Dr. Alexandra Isaksson, Fachärztin bei der AOK Baden-Württemberg erklärt, wann von einer Cannabis-Abhängigkeit gesprochen wird: „Von einer Cannabisabhängigkeit spricht man, wenn ein zwanghaftes Verlangen nach der Droge besteht und sie weiter konsumiert wird, obwohl bereits negative Auswirkungen eingetreten sind. Eine verminderte Kontrollfähigkeit bezüglich der Konsummenge, eine Gewöhnung an die Wirkung (Toleranz) mit Steigerung der Konsummenge und die Vernachlässigung anderer Interessen und Verpflichtungen gehören zu den Merkmalen einer Abhängigkeit. Auch können Entzugssymptome bei Beendigung des Cannabiskonsums auftreten.“ Insgesamt 9 Prozent aller
Cannabiskonsumenten und 17 Prozent mit Beginn des Konsums im Jugendalter entwickeln eine Abhängigkeit.
Für eine erfolgreiche Therapie der Cannabisabhängigkeit ist es zunächst wichtig, dass sich die Personen des eigenen Konsummusters bewusst werden. Hierbei kann ein sogenannter „Cannabis-Check“ helfen. Dieser ist unter der Homepage www.drugcom.de/tests/selbsttests/cannabis-check/ zu finden. Bei
Verdacht auf eine Abhängigkeit kann der Hausarzt oder eine Suchtberatungsstelle Ansprechpartner sein. Auch das Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kann helfen. Diese ist unter der Telefonnummer 0211 89 20 31 erreichbar. Je nach Stärke und Ausprägung der Abhängigkeit kommt schlussendlich eine ambulante oder stationäre Entzugs- und Entwöhnungsbehandlung in Frage.