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Kommentar

Biogas – ein wichtiger Faktor bei der Energiewende



„Neues Gesetz gefährdet nachhaltige Energieprojekte.” So der Bauernverband Allgäu-Oberschwaben im September. Der Kißlegg-Immenrieder CDU-Landtagsabgeordnete Raimund Haser will den Landleuten da helfen. Das ist gut so – und dringend notwendig. Denn Biogas kann noch viel bedeutender wirken als bisher. So ein international anerkannter Energieexperte. Dem schließt sich unser Kommentator Julian Aicher an.

Der Kreis Ravensburg gilt als „der Kuhstall des Landes Baden-Württemberg”. Derart beschreibt Landrat Harald Sievers sein Verwaltungsgebiet. Die vergleichsweise vielen Biogasanlagen hier könnten weit Bemerkenswerteres leisten als bisher. Das zumindest behauptete diesen Sommer der international geachtete ehemalige Chef des Freiburger Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE), Dr. Eicke Weber. 

Eicke Weber gilt als wichtiger Sonnenstrom-Wissenschaftler. Umso beachtenswerter, wenn sich Weber zu einem anderen Erneuerbare-Energien-Träger öffentlich äußert. Hintergrund: Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) will neue Erdgas-Großkraftwerke bauen lassen. Für Milliarden Euros. Um, wie sie sagt, Strompreise zu senken. Elektrizität nutzbar auch dann, wenn Wind und Sonne schwächeln. Also bei „Dunkelflaute”. Mit rund 10 (bis 20) Gigawatt Leistung.

Doch: Strom dank Erdgas bedeutet: die teuerste Form der Elektrizität. Dabei übersieht die Politikerin der CDU-CSU-SPD-Koalition einen wesentlichen Punkt: Bewährte Gaskraftwerke, die  o h n e klimaschädliches Erdgas Strom erzeugen, gibt es schon in Deutschland. Nämlich Biogasanlagen. Etwa 10.000. Oft in bäuerlichem Besitz. Auch mehrere Dutzend im Kreis Ravensburg.

Dazu sagte Professor Dr. Eicke Weber (2006 bis 2016 Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme /  ISE in Freiburg) diesen Juli 2025: „Es ist ein totaler Unsinn zu planen, neue fossile Erdgaskraftwerke in Deutschland zu bauen, um eine Dunkelflaute abzuwenden. Und das ist deswegen ein totaler Unsinn, weil wir eine sehr viel attraktivere Lösung praktisch fertig auf dem Tisch haben. Wir haben in Deutschland heute zirka 10 – es sind 9,8 oder so – Gigawatt Biogaskraftwerke.”

Dem Fachjournalisten Frank Farenski vom Kanal „Leben mit der Energiewende” sagte Weber: „Warum bieten wir nicht den Biogas-Kraftwerksbetreibern dieselben Bedingungen an, die wir sowieso anbieten müssten, um die zu bauenden fossilen Erdgaskraftwerke zu bauen? Und das würde die Biogas-Kraftwerksbetreiber anreizen, ihre Biogaskraftwerke nur in den Zeiten laufen zu lassen, wo die hohen Vergütungssätze geboten werden.”

Da die Biogasmotoren dabei nur dann laufen würden, wenn sonst weniger Strom im Netz bereitsteht, könnten die Biogas-Bauernfamilien für diese vergleichsweise   k ü r z e r e n   Zeiten  dann   m e h r   Strom liefern. Denn ihr Biogas lässt sich   s p e i c h e r n . Weber spricht dabei von „bis auf 40 Gigawatt Leistung” in Deutschland. Der Experte nennt damit eine vergleichbare Leistungsgröße wie die geplanten, teuren Erdgaskraftwerke.

Dabei erweisen sich Biogasanlagen als „Flexibilitätsreserve im Netz”. Denn sie können sowohl besonders gut speichern – also ihre Motoren rasch „anfahren“. Das bedeutet: Biogas hilft, „Blackouts” zu vermeiden. Also große Stromausfälle.

Elektrizität aus Biogas kann – dank Speicherung – also vor allem dann fließen, wenn andere erneuerbare Energiequellen schwächeln. Wie manchmal Wind und Sonne. Dank elektrischen Kilowattstunden aus Biogasanlagen zeigt sich Strom dann nicht als Mangelware. Folge: Seine Preise rasen nicht so in die Höhe wie ohne Biogas.

Vor allem aber: Es sind Biogasanlagen, „die haben wir schon”, sagt Solarexperte Dr. Eicke Weber. Es fallen also kaum Neubaukosten an. Im Gegensatz zu den Zig-Milliarden Euros, die für neue fossile Erdgaskraftwerke anstehen würden.

Soweit die Mitteilung eines über Jahrzehnte erfahrenen, international anerkannten Fachwissenschaftlers. Isnys Bürgermeister Rainer Magenreuter hatte deshalb wohl Recht, als er (schon 2022) über Biogas sagte, „dass da noch viel mehr Potenzial ist als bisher genutzt wird”. 

Wer aber mit Inhaberinnen und Inhabern von Biogasanlagen spricht, hört dort aktuell oft: Die Bestimmungen zum Biogas aus Brüssel, Berlin (und teils auch aus München und Stuttgart) sind derart aufwendig und kompliziert, dass sich der Betrieb der Biogasanlagen für Mittelständler kaum noch lohnt. Siehe Bericht des Bauernverbands Allgäu-Oberschwaben. Das muss geändert werden. Und das kann geändert werden. (Ab)  j e t z t.

Politisch Verantwortliche in Berlin, München und Stuttgart könnten – und müssen – also rasch dafür sorgen, dass Biogas in Deutschland so genutzt wird, wie’s Fachwissenschaftler Dr. Eicke Weber diesen Sommer 2025 vorgeschlagen hat. Auch, um den Bauernfamilien das Leben nicht noch schwerer zu machen. Und: Um Milliarden unsinniger Ausgaben für klimaschädliche, teure, fossile Erdgaskraftwerke zu sparen. Also richtig Gas geben,   liebe Politikerinnen und Politiker! Klimafreundlich und kostensparend.
Julian Aicher

Die Aussagen des international anerkannten Wissenschaftlers Eicke Weber im Wortlaut hier:
https://www.youtube.com/watch?v=uxNc2xjGALI




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