Barockmusik aus oberschwäbischen Klöstern – Ein himmlisches Klangerlebnis

Isny – Die Oberschwäbische Barockstraße ist weithin bekannt für ihre prachtvollen Bauwerke, die in restauriertem Glanz erstrahlen. Musik, die vor rund 200 Jahren diese Kirchen erfüllte, ist in Vergessenheit geraten. Dank dem Musikforscher Berthold Büchele aus Ratzenried, der sich seit Jahren der Wiederentdeckung dieser Kompositionen widmet, kehren diese verloren geglaubten Klänge nun eindrucksvoll zurück in die Gegenwart. In der Nikolaikirche in Isny und einen Tag später in St. Martin in Wangen erlebten die zahlreichen Zuhörer ein Konzert alter Klostermusik, das tief unter die Haut ging.
Berthold Büchele, der nicht nur als Forscher, sondern auch als Dirigent aktiv ist, präsentierte Werke, die in den Klöstern Oberschwabens entstanden sind. Seine jüngste Veröffentlichung, „Musik in Oberschwaben” bringt einige dieser vergessenen Schätze ans Licht.
Wilhelm Hanser aus Unterzeil
Besonders beeindruckend war die Aufführung eines Werkes von Wilhelm Hanser, einem 1738 in Unterzeil geborenen Komponisten, der als Musikdirektor des Klosters Schussenried wirkte und später eine Karriere in Frankreich machte. Hansers Vertonung des „Magnificat” entfaltete sich in kraftvollen, emotionalen Bögen, insbesondere bei den Worten: „Er zerstreut die im Herzen voll Hochmut sind, Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“ Die Musik malte die biblischen Bilder in lebendigen Klangfarben und hinterließ einen nachhaltigen Eindruck bei den Zuhörern.
Doch nicht nur Hanser, sondern auch die weiteren Kompositionen des Abends offenbarten die spirituelle Tiefe und handwerkliche Meisterschaft der oberschwäbischen Klosterkomponisten. Alle dreizehn aufgeführten Werke im Detail zu besprechen, würde den Rahmen sprengen, doch jedes Stück trug zu einem großartigen Gesamterlebnis bei.
Exzellente Musiker

Für die magischen Momente dieses Konzertabends sorgten nicht zuletzt die exzellenten Musiker. Das Orgelspiel von Georg Enderwitz füllte die Kirchenräume mit einem erhabenen Klangteppich, während die Solisten Martina Schmid-Pfeifer (Sopran), Annika Goergens (Alt), Bernd Bär (Tenor) und Hermann Locher (Bass) mit ihren kraftvollen und zugleich feinsinnigen Interpretationen begeisterten. Die Chorgemeinschaft Isny brachte die vokalen Partien in präziser Harmonie zum Strahlen, unterstützt vom genau und lebendig musizierenden Regionalen Kammerorchester.
Der Dirigent






An der Spitze dieses Ensembles stand Berthold Büchele selbst, dessen Dirigat klar und fordernd, zugleich aber voller Sensibilität für die historische Tiefe dieser Musik war. Er führte die Musiker mit sicherer Hand durch die anspruchsvollen Partituren und ließ die Musik in all ihrer barocken Pracht erblühen.
In stiller Ehrfurcht
Am Ende des Konzerts blieb den Zuhörern nur, in stiller Ehrfurcht die nachhallenden Klänge zu genießen. Dieser Konzertabend war nicht nur eine musikalische Darbietung, sondern eine Wiederbelebung einer fast vergessenen Klangwelt, die tief mit der Kultur Oberschwabens verwurzelt ist. Dank Berthold Büchele und den engagierten Musikern wurde ein Stück Musikgeschichte lebendig und ergreifend zurückgebracht.
Text und Fotos: Hans Reichert