Skip to main content
Bericht eines Leidgeprüften

Auf der schwäb’scha Eisabahna



Foto: HO
Kolorierte Fotografie aus dem Privatarchiv von Hubert Oswald (Aulendorf). 1970er-Jahre.

Ravensburg / Durlesbach / Kluftern – Stefan Weinert ist Bahnfahrer. Ein passionierter. Passion meint oft Leidenschaft. In diesem Fall aber: Leiden. Nachstehend der Er-Fahrungsbericht eines Leidgeprüften. Anders gesagt: Stefan W. kann ein Lied davon singen, wie Bahnfahren heutzutage geht.

Neben meinen beiden großen Hobbys, dem Bloggen (https://schussental-medial.mozellosite.com/) und dem Lesen, gibt es noch ein weiteres, welches ich bereits seit Mitte der 1960er-Jahre betreibe: das Musikmachen. Erst die Gitarre und dann wenige Jahre später das Schlagzeug. Seitdem habe ich in verschiedensten Pop-/Rock-/Blues-Bands gespielt respektive tue ich das aktuell. Als Drummer fungiere ich derzeit in einer Bluesformation in Kluftern. Kluftern? Ja, dieser kleine, aber feine Ort zwischen Bodensee und Markdorf im Württembergischen, gehört zur Zeppelinstadt Friedrichshafen und ist von dort mit der Bodenseebahn, die bis Radolfzell am anderen Seeufer fährt, zu erreichen.

ANZEIGE

Da ich bereits seit 2015 kein Autobesitzer mehr bin, fahre ich in der Regel einmal pro Woche eben nach Kluftern, um dort mit meinen Bandkollegen zu proben. Und zwar immer nachmittags, so dass ich spät abends wieder in meiner Dachwohnung eintrudele. Wer mit der Bahn … der Deutschen Bahn und den vielfachen Regionalbahnen – fährt, hat viel zu erzählen. Auch wenn es nur relativ kurze Strecken sind.

Nahezu nie kontrolliert worden

Seit Mitte Januar bis dato bin ich die Strecke Ravensburg – Meckenbeuren – Friedrichshafen (Umstieg) – FN – Kluftern und zurück gut 25-mal gefahren und wurde in der Zeit nur zweimal kontrolliert, ob ich auch einen gültigen Fahrschein habe. Hatte ich, immer! 12,00 € hin und zurück. Ab 1. August 2024 sind es 13,00 €. Laut Wahrscheinlichkeitsrechnung aber hätte ich womöglich bis heute rund 300 Euro sparen können, wenn ich’s drauf ankommen hätte lassen. Aber da ich fair bin und das Risiko zu hoch, zahle ich jede Woche meinen DB-BOB-REGIO-Beitrag. Abgesehen davon sind Verspätungen und verpasste Anschlusszüge mit im Programm der DB … dafür wird sie regelmäßig teurer.

ANZEIGE

Viel zu erzählen über das Zug-Fahren hatten die Schwaben bereits Mitte des ausgehenden 19. Jahrhunderts, als die “Schwäbische Eisenbahn” zwischen “Schtuegert und Meckabeure” rangierte. Ein Bauer, der es gewohnt war, seinen Geißbock hinter seinen Ochsenkarren zu spannen, tat das nun auch bei dem ihm bisher unbekannten Dampfross mit dem Ergebnis, dass in Durlesbach nur noch der Kopf der Ziege am Seil hing. Das ging um die Welt und erreichte auch mich als Kind und Jugendlicher nahe der dänischen Grenze. 

Die berühmte Ziegenbock-Szene, gezeichnet von dem Bad Waldseer Künstler René Auer.

ANZEIGE

Bereits zu der Zeit, wo ich in Schleswig-Flensburg begann, Gitarre zu spielen, sang ich abends am Lagerfeuer des jährlichen Zeltlagers im Sachsenwald bei Hamburg auch das Lied von der “Schwäb’schen Eisenbahn” (Mundorgel) – natürlich dialektlos und keine Ahnung habend, dass ich irgendwann mal entlang dieser dort besungenen Bahnstrecke leben würde. Beigebracht hat mir dies Lied schon zuvor meine Mutter am Küchenherd. Dem Originaltext habe ich weitere Zeilen beigegeben:

Tja, nun wohne ich tatsächlich seit 1989 an dieser Bahnstrecke zwischen Stuttgart und Meckenbeuren. Aber im Refrain des weltbekannten Schwabenliedes fehlt die wichtige Stadt, in der ich lebe und die direkt an dieser Strecke steht: Ravensburg. 

ANZEIGE

In der ersten Strophe und jeweils im Refrain des Liedes heißt es (auf Hochdeutsch): Stuttgart – Ulm – Biberach – Meckenbeuren – Durlesbach. Wo bitte bleibt da Ravensburg? Weil es sich nicht reimt auf Biberach, sondern nur auf “Schurk”, murk und “absurt”?  Dabei war Ravensburg bei der Entstehung des Liedes um 1880 bereits sehr bekannt. Denn 1883 hatte Otto Maier mit seinem Verlag und den späteren “Ravensburger Spielen” seinen ersten Autorenvertrag abgeschlossen. Und heute gilt Ravensburg als Klimastadt schlechthin, mit toten Fischen im “Gespinstbach” und einer überheizten Innenstadt.

Und überhaupt. Der kleine Bahnhof “Durlesbach” liegt geografisch immer noch vor Meckenbeuren, welches zwischen Ravensburg und Friedrichshafen steht. Aber das weiß eh kein “Fischkopp”. Der Bahnhof in Durlesbach – gelegen in einem verwunschenen Tale zwischen Aulendorf (fehlt auch in dem Lied) und Ravensburg – wurde 1984 stillgelegt. Immerhin: Die “Geißbockbahn” der modernen Art (BOB) hält, wenn du rechtzeitig den Anforderungs-Knopf drückst.

ANZEIGE

Warten auf den ICE

Nun fährt täglich ein ICE der modernsten Bauart von Norden kommend nach Innsbruck (A) und hält um Punkt 15.00 Uhr auf Gleis 3 des Ravensburger Bahnhofs. Wenn er denn pünktlich ist. Das ist er aber oft nicht, was Probleme mit sich bringt. Denn der ICE hat Vorrang vor der BOB und vor einem IRE. Sie müssen entweder den verspäteten ICE-4 erst passieren lassen – oder beide kommen in etwa pünktlich, dafür der ICE noch später. Das bringt Turbulenzen mit sich bis man/frau geschnallt hat, dass der IRE, der später als der BOB kommt, doch früher in Friedrichshafen einläuft.

Nun ja, singen wir die moderne Fassung des alten Liedes, dann ist das alles zu ertragen. Denn besser ein später Zug, als gar keiner. Apropos: Neuerdings fahren keine Nachtzüge mehr zwischen 0.00 und 4.00 Uhr zwischen Bodensee und Neckar. Darüber dürfen Sie liebe Leser/innen eine Strophe schreiben!
Stefan Weinert

Unter Download finden Sie eine Seite aus dem Amtsblatt der Stadt Bad Waldsee vom 16. Juni 2011 mit einem Artikel zum 100-jährigen Jubiläum des Durlesbacher Bahnhofes.

ANZEIGE


DOWNLOADS

LINKS

LESEN SIE HIERZU AUCH …

Zur Melodie „Auf der Schwäb’scha Eisabahna“

Video zu René Auers Durlesbach-Bastelbogen

Bad Waldsee (rei) – René Auer, Bad Waldsees Multi-Künstler, hat zum 100-jährigen Bestehen des aus dem Lied von der Schwäbischen Eisenbahn bekannten Durlesbacher Bahnhofes einen Bastelbogen geschaffen. Konstantin von Heuduck, ein in Paris lebender Werbemann, aus Bad Waldsee stammend, hat die schrittweise Herstellung des Papier-Bahnhofs in einem kurzen Video zusammengefasst. Die Einzelaufnahmen für das Video stammen von René Auer selbst. Der Clip ist mit Gitarrenklängen unterlegt. Die Melodie: …

NEUESTE BEITRÄGE

Am Sonntag, 22. Juni

Musikalische Unterhaltung mit „Erich“ an seiner Quetschen in der Brauerei Ott

Bad Schussenried – Am Sonntag, 22. Juni, spielt ab 11.30 Uhr „Erich“ mit seiner Quetschen im Biergarten der Schussenrieder Brauerei Ott. Bei Regenwetter findet die Veranstaltung in den Gasträumen der Brauereigaststätte statt. Der Eintritt ist frei.
Landratsamt Ravensburg und Polizeipräsidium Ravensburg

Dritte gemeinsame Sicherheitskonferenz

Landkreis Ravensburg – Anfang Juni haben sich Vertreterinnen und Vertreter des Landratsamts und Führungskräfte des Polizeipräsidiums Ravensburg zur dritten gemeinsamen Sicherheitskonferenz getroffen, um sich über die aktuelle Sicherheitslage auszutauschen und verbindende Kernthemen zu beraten.
16 Jahre „bunt statt blau“

Nach Landessieg: Silber für Schülerin aus Baden-Württemberg bei Bundeswettbewerb

Baden-Württemberg – Erfolg für die baden-württembergische Landessiegerin Leonie Scholl auch im bundesweiten DAK-Plakatwettbewerb „bunt statt blau – Kunst gegen Komasaufen“: Die 18-jährige Schülerin aus Pforzheim ist in Berlin mit dem zweiten Platz ausgezeichnet worden.
Der Internet-Missionar, der mit 15 Jahren starb

Carlo-Acutis-Vortrag und Ausstellung in St. Ulrich Wangen bis Ende Juni

Wangen – Pfarrer Tobias Brantl erzählte vor Kurzem in Wangen vom außergewöhnlichen Leben des jungen „Internet-Missionars“, der mit 15 Jahren verstarb und am 7. September von Papst Leo heiliggesprochen wird. Anlass war eine Ausstellung in der Ulrichskirche in Wangen; sie ist noch bis Ende Juni zu sehen.
Am Sonntag, 22. Juni, um 19.00 Uhr

Großes Festivalkonzert des Isny Opernfestivals

Isny – Am Sonntag, 22. Juni, um 19.00 Uhr eröffnet das – jedes Jahr aufs Neue – beeindruckende Festivalkonzert Isny Opernfestival 2025. Das Festival-Orchester spielt in großer Besetzung in der besonderen Akustik der Nikolaikirche Isny. Das Ensemble aus Studenten verschiedener Musikhochschulen präsentiert ein Programm aus berühmten Werken voller Kontraste.

MEISTGELESEN

Aktivisten auf der Aussichtsplattform

Adelskritisches Banner auf der Waldburg gezeigt

Waldburg – Am Mittag des 10. Juni haben Aktivisten aus Baden und Oberschwaben gegen die Nachfahren des „Bauernjörg” und generell gegen Privilegien des Adels protestiert. Ihr Banner auf der Aussichtsplattform der Waldburg lautete: „Mit Reichtum aus Bauernblut lebt sich’s auch heut noch gut.“ „Wir fordern die Adligen auf, ihren Reichtum an die Gesellschaft zurückzugeben“, so eine Sprecherin der Aktivisten. Eine badische Aktivistin fügt hinzu: „Es ist an der Zeit, ihren Einfluss zu beenden,…
Kommentar

Hausarzt verzweifelt gesucht

Die Gesundheitsversorgung hierzulande weist immer mehr Lücken auf. Wir nennen ein Beispiel aus Bad Wurzach. Und das ist kein Einzelfall.
von Gerhard Reischmann
veröffentlicht am 17. Juni 2025
Vespenalarm am 28. Juni

Das 18. Rollertreffen in Osterhofen

Osterhofen – Am Samstag, 28. Juni, laden wir Euch zum 18. Vespa- und Rollertreffen nach Osterhofen ein.
Pfingstmontag

Großes Wallfahrtsfest in Maria Steinbach

Maria Steinbach – Am Pfingstmontag feierte Maria Steinbach ein großes Wallfahrtsfest, das zahlreiche Gläubige und Besucher aus nah und fern anzog. Im vollbesetzten barocken Kirchenschiff begrüßte Abt Markus Eller OSB vom Kloster Scheyern die Anwesenden und stellte den Gedanken in den Mittelpunkt: „Sich auf den Weg machen, auch zu Gott.“ Er predigte über den Glauben als Roten Faden, als Orientierung und Zeichen der Zuversicht. Das Leben sei kein Problem, sondern ein Geschenk, das es dankbar an…
mit Bildergalerie
veröffentlicht am 12. Juni 2025
Gläserne Produktion am 6. Juli

Stelzenmühle in Eggmannsried öffnet ihre Türen

Bad Wurzach/Eggmannsried – Die Familie Gütler, der Bauernverband Allgäu-Oberschwaben e.V. und das Landwirtschaftsamt des Landkreises Ravensburg laden herzlich zur Gläsernen Produktion 2025 ein. Die Stelzenmühle Hermann Gütler in Eggmannsried öffnet am Sonntag, den 6. Juli, ihre Türen für alle interessierten Besucherinnen und Besucher.

TOP-THEMEN

Leupolz – Schwere Verletzungen hat eine 20 Jahre alte Segelfliegerin erlitten, die am Dienstag (17.6.) gegen 15.00 Uh…
Die Gesundheitsversorgung hierzulande weist immer mehr Lücken auf. Wir nennen ein Beispiel aus Bad Wurzach. Und das i…
München / Bad Wurzach – Der vorletzte Tag des Schießsport-Weltcups in München (10. bis 14. Juni) brachte zwei Medaill…

VERANSTALTUNGEN