„500 Jahre Bauernkrieg“: Ausstellung im Kloster Schussenried vom 26. April bis 5. Oktober 2025

Bad Schussenried – Im Kloster Schussenried findet vom 26. April bis 5. Oktober die Ausstellung “500 Jahre Bauernkrieg” statt. Jahrhundert weit hinausweisend waren auch die Forderungen nach universellen Freiheitsrechten und die Betonung der Gleichheit aller Menschen.
Die Situation am Vorabend des Bauernkriegs
Der erste Teil der Ausstellung fächert die Rahmenbedingungen des Bauernkrieges auf: Wie sahen die
Lebensrealitäten im frühen 16. Jahrhundert aus? Welche Gegebenheiten ermutigten den „gemeinen
Mann“ zur Auflehnung gegen die herrschenden Verhältnisse? Die Zeit um 1500 war zum einen von Wandel und Aufbruch geprägt, sei es im Bereich des Rechts, der Kriegsführung oder auch im Blick auf das Individuum. Zum anderen bestimmten die extrem ungleiche Verteilung von Macht und Gütern die
Lebenswirklichkeit der Menschen. Die Bäuerinnen fühlten sich durch steigende Abgaben und Frondienste sowie den zunehmenden Zugriff der Herren auf den gemeinschaftlichen Besitz belastet und durch die Leibeigenschaft in ihren Freiheiten beschnitten. Schon in den Jahrzehnten vor dem Bauernkrieg kam es immer wieder zu lokalen Erhebungen. Der in diesen Unruhen greifbare Kampf um Anerkennung und mehr Teilhabe kontrastiert mit dem Spott der gesellschaftlich höher gestellten Stände, insbesondere des wohlhabenden Stadtbürgertums. Zahlreiche Druckgrafiken der Zeit, etwa von Albrecht Dürer und Hans Sebald Beham, zeigen satirisch die als plump und lasterhaft geschilderte Landbevölkerung.

Die Bedeutung der Reformation
Eine zentrales Augenmerk der Ausstellung gilt der Bedeutung der Reformation für die Erhebung: Zahlreiche Exponate und die Figur Sebastian Lotzers, Reformator und Verfasser der „12 Artikel“, verdeutlichen, wie die Bäuerinnen Martin Luthers Rede von der „Freiheit eines Christenmenschen“ und die Idee der Gleichheit aller Gläubigen aufgriffen. Gezeigt wird auch, welche Rolle die Dorfgemeinde spielte und wie sich Luther, der zunächst mit der Bauernschaft sympathisierte, schließlich schroff von ihr abwendete und die Fürsten zur Niederschlagung des Aufstands aufrief.
Die „12 Artikel“
Mit den berühmten „12 Artikeln“ beginnt der Ausstellungsteil, der sich den dramatischen Ereignissen im
Frühjahr und Sommer 1525 widmet. Anfang März hatten sich Vertreter der drei großen oberschwäbischen Haufen in Memmingen versammelt und „artikulierten“ mit Verweisen auf die Bibel ihre hauptsächlichen Forderungen an Adel und Klerus. Lange vor der Aufklärung nehmen die „12 Artikel“ und weitere Schriften die Idee der Menschenrechte vorweg. Neben der Freiheit im Sinne eines Gegenentwurfs zur Leibeigenschaft wird die christlich geprägte „brüderliche“ Liebe zwischen allen Menschen betont. Die „12 Artikel“ gingen in Druck und verbreiteten sich wie ein Lauffeuer im deutschsprachigen Raum. Überall hatten die Bäuerinnen nun die gleichen Worte zur Hand.

Ohne die Verbreitung der Druckerpressen in den Jahren zuvor wäre der Bauernkrieg mit seiner überregionalen Reichweite nicht denkbar gewesen.
Die Chronik des Klosters Weißenau
Einen unmittelbaren Eindruck von der Dynamik der Ereignisse in Oberschwaben vermittelt die „Weißenauer Chronik“. Begleitet wird sie vom filmischen Auftritt zweier Protagonisten dieser Quelle: Abt Jakob Murer, Verfasser der Chronik, und sein Leibeigener Stefan Rahl. Auf faszinierende Weise schildert die Bilderchronik das Geschehen rund um das Kloster Weißenau bei Ravensburg in elf detailreichen Federzeichnungen: Zu sehen ist, wie die Bäuerinnen mit ihrem Herrn, dem Abt, verhandeln und einen
Ausgleich finden, wie sie sich am folgenden Tag doch dem Baltringer Haufen anschließen, wie ihr Anführer Stefan Rahl zu ihnen spricht, wie sie das Kloster plündern und schließlich bei Weingarten den adligen Truppen gegenüberstehen und ihre Waffen abgeben – und wie sie schließlich ihrem Herrn abermals huldigen.
Kampf oder Gewaltfreiheit
Das Ringen unter den Aufständischen, ob ein bewaffneter Kampf in Frage komme oder Gewaltfreiheit
geboten sei, wird in der Ausstellung anhand von Exponaten und Auftritten zweier am Konflikt beteiligter
Persönlichkeiten thematisiert. So steht der „Weingartener Vertrag“ für den Verzicht der oberschwäbischen Haufen auf den Kampf. Andererseits werden auch die blutigen Schlachten thematisiert. Die erste vernichtende Niederlage in Leipheim wird mit neuen spannenden Erkenntnissen der sogenannten Schlachtfeld-Archäologie vertieft. Auch die folgenden für die Bauernschaft verheerenden Schlachten in Böblingen, Königshofen und Leubas im Allgäu finden Berücksichtigung.
Relevant für heute
Die Ausstellung „UFFRUR!“ ist ein wichtiger Baustein im landesweiten Gedenken an die Bäuerinnen der Jahre 1524/25. I n der Geschichte des Ringens um Freiheit, Demokratie und Menschenrechte kommt dem „Uffrur“ der Jahre 1524/25 ein besonderer Platz zu. Die Ausstellung beleuchtet nicht nur die politische Streitkultur der damaligen Zeit und mögliche Konfliktlösungsstrategien. Auch die Frage, was für uns die aufständischen Bauern gerade heute bedeuten, und was wir für die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit lernen können, wird in der Ausstellung immer wieder angesprochen. Förderer Die Ausstellung „UFFRUR! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg“ wird gefördert aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages, durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg, den Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke, den Landkreis Biberach, die Sparkassen-Finanzgruppe Baden-Württemberg und die Eva Mayr-Stihl Stiftung.
Die Große Landesausstellung 2024/25 „500 Jahre Bauernkrieg“ des Landesmuseums Württemberg umfasst neben der kulturgeschichtlichen Ausstellung „UFFRUR!“ im Kloster Schussenried vier weitere Projekte: die Erlebnisausstellung „PROTEST! Von der Wut zur Bewegung“ im Alten Schloss in Stuttgart (noch bis 4.5.2025), die Mitmachausstellung „ZOFF!“ im Stuttgarter Kindermuseum Junges Schloss (bis 3.8.2025), das digitale Storytelling-Projekt auf Instagram „LAUTseit1525“ (bis Herbst 2025) und das Theater- und Musikspektakel „UFFRUR! …on the road“, das nach der Premiere am 30. April in Stuttgart von Mai bis Oktober 2025 an 15 Stationen im Südwesten reist und die historischen Ereignisse vor Ort zum Leben erweckt.
Die Ausstellung „UFFRUR!“ auf einen Blick Ausstellungstitel: UFFRUR! Utopie und Widerstand im Bauernkrieg 1524/25
Laufzeit: 26. April bis 5. Oktober 2025 Eröffnung: Fr 25. April, 16 Uhr, mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann in der Stadthalle Bad Schussenried Ausstellungsort: Kloster Schussenried, Neues Kloster 1, 88427 Bad Schussenried Online: uffrur.de; bauernkrieg-bw.de; landesmuseum-stuttgart.de,
Öffnungszeiten: Di bis Fr 10-17 Uhr Sa, So und Feiertage 10-18 Uhr Mo geschlossen, außer an Feiertagen Tickets: bauernkrieg-bw.de/tickets Information und Buchung von Führungen: Tel. 0711 89 535 111, info@landesmuseum-stuttgart.de Exponate: Über 150 Originalexponate: Flugschriften, Bücher, Waffen, Gemälde, Skulpturen und Kleidungsstücke, Alltagsgegenstände Leihgeber: Knapp 40 Museen, Institutionen sowie private Sammler, darunter: The British Museum, London Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg Bayerisches Nationalmuseum, München Albertina, Wien Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Bayerische Staatsbibliothek München Badisches Landesmuseum, Karlsruhe Ausstellungskuratorinnen
Landesmuseum Württemberg: Dr. Marco Veronesi und
Dr. Ingrid-Sibylle Hoffmann
Kuratorische Mitarbeit: Vivien Schiefer M.A. und
Marian Elsenheimer M.A.
Projektsteuerung: Peter Bibinger M.A.
Ausstellungsgestaltung: jn jangled nerves, Stuttgart
Förderer: Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM)
Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-
Württemberg
Oberschwäbische Elektrizitätswerke
Landkreis Biberach
Sparkassen-Finanzgruppe
Eva Mayr-Stihl Stiftung
Kooperationspartner: Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg






Ausstellung „UFFRUR!“: Medaille auf Georg Truchsess von Waldburg, den ‘Bauernjörg’ (1488-1531), Hans Schwarz, nach 1520 Herkunft/Rechte: Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch (CC BY-SA 4.0)

